Wednesday, May 14, 2008

Carrera de Indias

17. Jahrhundert

Desarrollo de la Carrera de Indias (flotas navales)

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Entwicklung der Lateinamerikaflotten (Carrera de Indias):

"Die Geschichte der Flotten der Carrera de Indias ist lang und ruhmreich. Im frühen 17. Jahrhundert hatten sie zeitweilig aus mehr als hundert Schiffen bestanden, aber gegen Ende des Jahrhunderts war der legale Handel stark zurückgegangen und mit ihm auch die Zahl der Schiffseinheiten. In einem guten Jahr kreuzten noch etwa zehn bis zwölf Schiffe den Ozean. In manchen Jahren lief überhaupt keines aus. Das Privileg, Schiffe mit Fracht für Westindien zu beladen, war auf eine kleine Gruppe höchst angesehener, konservativer andalusischer Handelshäuser beschränkt, die dem consulado, der Kaufmannsgilde von Sevilla, angehörten. Ihre Ladungsaufseher verständigten sich auf den Messen von Puerto Belo und Jalapa mit den Vertretern ähnlicher Firmen, die häufig Verwandte und Geschäftsfreunde und ihrerseits Mitglieder der entsprechenden consulados in Mexiko und Lima waren (14). An einer Erweiterung des Handelsvolumens war ihnen nicht sonderlich gelegen; wie die meisten derartigen Monopolisten zogen sie es vor, Fertigwaren in limitierten und vorhersehbaren Mengen zu künstlich gehaltenen Festpreisen auf einem protektionierten Markt abzusetzen. Im späten 17. Jahrhundert waren die verschifften Waren wegen der nicht wettbewerbsgerechten Struktur der spanischen Industrie und der mangelnden Kommunikation zwischen Cadiz und den spanischen Produktionszentren zumeist ausländischer — und zwar vorwiegend französischer — Herkunft, und die spanischen Verlader fungierten lediglich als Agenten. Sie übernahmen zwar gewisse koloniale Erzeugnisse; aber da eine Schiffsladung Fertigwaren den Gegenwert mehrerer Schiffsladungen Häute oder Zucker darstellte, waren die übernommenen Mengen sowohl durch die Kapazität der Handelsflotten als auch den geringen Bedarf der spanischen Industrie stark limitiert. Als Zahlungsmittel diente zumeist Silber, das — wie auch das königliche Silber — nach Ankunft in Spanien sogleich wieder nach Übersee zurückfloss.

Die Flotten hatten den Markt de facto nie monopolisiert. Große Mengen Silber flössen über die kleineren westindischen Häfen als Entgelt für Waren ab, die von ausländischen — dänischen, französischen, überwiegend jedoch englischen — Schiffen eingeschmuggelt wurden. In normalen Zeiten mussten diese Schwarzhändler die größeren Häfen gewöhnlich meiden und ihre Geschäfte selbst in den kleineren mit drohend vorgehaltenen Spießen abwickeln und über die üblichen Bestechungspraktiken hinaus eine Demonstration vorgetäuschter oder echter Stärke veranstalten, um die örtlichen Behörden zu stillschweigender Duldung ihrer Machenschaften zu veranlassen. Im strikt kommerziellen Wettbewerb mit dem lizenzierten Handel waren alle
Vorteile auf ihrer Seite; sie zahlten keine Steuern und konnten daher billiger verkaufen; und sie waren bereit, einen größeren Teil des geforderten Preises in Zucker, Häuten und anderen kolonialen Erzeugnissen entgegenzunehmen, die sie in Nordeuropa mit Gewinn verkaufen konnten.

Während der offizielle Handelsschiffsverkehr zurückging, nahm der Schwarzhandel mit geschmuggelten Waren zu. Zugleich stiegen die Kosten für die koloniale Verwaltung und Verteidigung stetig, so dass ein immer geringerer Teil des kolonialen Steuerertrags zur Überweisung nach Spanien verfügbar war."


[Parry, John H. <1914 - >: Europäische Kolonialreiche : Welthandel und Weltherrschaft im 18. Jahrhundert. -- München : Kindler, ©1978. --683 S. : Ill. -- (Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes ; Band XVI). -- S. 51f.
-- Originalausgabe:
Trade and dominion: the European oversea empires in the eighteenth century (1971)]

Los Chiquitanos en Oriente de Bolivia

Ulrich Schmidel cuenta:

"Nun befahle unser Oberst Hauptmann in dieser seiner Krankheit. Es sollten sich 150 Christen Mann rüsten/und neben demsselben 2000. Carios, die schickte er mit 4. Brigantin Schiffen auf 4. Meil zu der Insel Surucusis, unndt befahle ihnen/sie sollen diese Völcker alle zu todt schlagen /und gefangen nehmen/.../und weiß Gott dass wir in solchem Ihnen groß unrecht gethan haben...: Es erhübe sich aber bald ein Lermen an zwischen den Carios und Surucusis, demnach Hessen wir Christen unsere Büchsen auff sie abgehen/und brachten irer sehr viel umb/fiengen auch biß in die 2000. Mansbild/Weiber/ Knaben und Meydlein/und namen alles was sie hatten unnd ihnen abzunehmen war/wie es dann in solchen Fellen pflegt zu gehen..."

"Unnd waren wir anderthalb Jahr auff dieser Reiß/dass wir anders nichts thetten /dan nur ein Krieg über den anderen fürten/und hatten von Weib/ Mann und Kind auff dieser Reiß/biß in 12.000 Menschen bekommen/die musten unsere Leubeigenen sein /und habe ich für mein Person von Weib/ Manne und Kindern in die Fuffzig Personen überkommen."

[Zitate in: Krekeler, Birgit <1956 - >: Historia de los Chiquitanos. -- La Paz, 1995. -- (Pueblos indigenas de las tierras bajas de Bolivia ; 2).
Originaltitel: Weiße und Indianer: die Chiquitano in Ostbolivien 1542 - 1767 (unveröffentlichte Magisterarbeit, Univ. Bonn). --S. 96f.]

Ulrich Scmidel: Historias creíbles de un viaje...

WAHRHAFFTIGE HISTORIEN EINER WUNDERBAREN SCHIFFART

Reisebericht von Ulrich Schmidel, erschienen 1567 [richtig: 1599!]. – Ulrich Schmidel ist neben Hans Staden (1525–1576?) einer der bekanntesten Deutschen, die an der Eroberung Amerikas im 16. Jh. teilnahmen. Er verließ 1534 auf einem Schiff der Nürnberger Kaufleute Sebastian Neidhart und Jacob Welser Spanien, um sich einer Expedition unter Leitung von Pedro de Mendoza im östlichen Teil Südamerikas anzuschließen. In dem Gebiet um den Rio de La Plata (span.: Silberfluss) wurden große Reichtümer vermutet. Der Landsknecht Schmidel war während seines fast zwanzigjährigen Aufenthalts in Südamerika an zahlreichen Expeditionen ins Landesinnere beteiligt, durchzog dabei das heutige nördliche Argentinien, den Gran Chaco bis zu den Anden (Paraguay, Bolivien) und den südlichen Teil Brasiliens. 1553 kehrte er nach Europa zurück, da sein Bruder Thomas im Sterben lag. 1562 konvertierte er zum evangelischen Glauben, weshalb er Straubing verlassen musste und sich in Regensburg niederließ.

In den Historien einer wunderbaren Schifffahrt werden allePhasen der beginnenden Kolonisierung des La-Plata-Gebiets und des Chacochronologisch nachgezeichnet: die Gründung von Buenos Aires, die Expeditionen ins Landesinnere den Paraná hinauf, die Gründung von Asunción, Suche nach den legendären Amazonen, Vorstoß nach Peru (und Rückzug) und schließlich der Aufruhr gegen den von Spanien gesandten Alvar Nuñez Cabeza de Vaca, der in der jungen Kolonie für Recht und Ordnung sorgen sollte, jedoch von Irala und seinen Anhängern vertrieben wurde.

Die zentralen Themen dieses schreibenden Soldaten, der die Dinge ganz unprätentiös beim Namen nennt, sind die Suche nach Reichtum und nach Abenteuer. Er macht keinen Hehl daraus, dass die Motive, die ihn veranlassen, an diesen mühsamen Erkundungs- und Eroberungszügen teilzunehmen, bei denen so viele ihr Leben verlieren, völlig eigennütziger Natur sind. Das Beschreibungsraster ist denn auch geprägt von den Fragen nach Verwertbarkeit des Fremden und dem Gewinn an Lust, den man daraus ziehen kann. In der Darstellung der verschiedenen Indianergruppen, gegen die die Eroberer Krieg führten, geht es immer wieder um folgende Elemente: Art und Menge der Lebensmittel, Aussehen der Frauen, Beschaffenheit des Schmuckes, Bekleidung, das Äußere allgemein (also auch das der Männer) und – so vorhanden – Waren.

Abenteuer erlebte Schmidel viele, doch von den großen Reichtümern ist er weit entfernt geblieben. Die befanden sich in den Händen der Eroberer Perus.
Immerhin gelangten Iralas Truppen bis an die peruanische Grenze und waren bereit, in den reichen Andenstaat einzumarschieren. Doch dies wussten die neuen Machthaber in Lima zu verhindern: »Es machte aber gemelter Gubernator ein Pact mit unserm Hauptman/ und thet ihme grosse Geschenck damit er wol zu frieden war/ und sein Leben darvon bracht. Es ware aber diese verloffene Handlung uns Kriegsleuten unbewußt. Dann wan uns solches wissendt gewest were / hetten wir unserm Hauptman alle viere zusammen gebunden/ und ihne nach Peru geführet.« Weitere Passagen, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Hauptmännern und »Kriegsleuten« dokumentieren, sind keine Seltenheit. So findet man beispielsweise Unterschiede in der Beurteilung des Umgangs mit den Indianern. Schmidel zweifelte sicher nie an der Rechtmäßigkeit von Eroberung und Unterwerfung der Indianer, doch war er andererseits auch weitsichtig genug, nicht jeden Kriegszug gut zu heißen: »Es were unser Raht und Gutduncken / er solte nicht wieder sie ziehen/ dann es möchte grossen Mangel [an Nahrungsmitteln] un Nachtheil im Landt bringen.« Der Konflikt zwischen Soldat und Anführer gibt diesem über weite Strecken trockenen und stilistisch kargen Bericht eine eigene Würze. Zum einen kommt hier (wie etwa auch bei Bernál Díz de Castillo) die Spezifik einer Geschichtsschreibung »von unten« besonders zum Tragen. Zum anderen findet man hier komische, ja nahezu burleske Momente, wie etwa im Bericht vom Hauptmann, dem drei indianische Frauen geschenkt wurden:
»Alls es nach Mitternacht war hatte unser Hauptman seine drey Metzen verloren / villeicht darumb/ dass er sie nit alle drey zu frieden stellen können/ dann er war ein Mann bey 60 Jahren/ und möchten sie vielleicht/ wann er sie uns Knechten gelassen hette/ nicht darvon gelauffen sein.«

Bislang wurde Schmidel zusammen mit Alvaro Nuñez Cabeza de Vaca vor allem als erster Geschichtsschreiber der La-Plata-Staaten und Paraguays wahrgenommen.
Die Besonderheit dieser Geschichtsschreibung »von unten«, die Entwicklung einer bestimmten Beschreibungsstrategie, um die Anführer lächerlich zu machen, sind dagegen weitgehend unbeachtet geblieben.

AUSGABEN: Ffm. 1567 (Neue Welt). – Ffm. 1597 (Warhafftige unnd liebliche Beschreibung etlicher . . . Indianischer Landschafften). – Ffm. 1599. – Nürnberg 1599 (Warhafftige Historien einer wunderbaren Schiffart). – Nürnberg 1602 (Vierte Schiffart). – Ffm. 1612 (Vierdte Schiffart). – Oppenheim 1617 (Warhafftige und liebliche Beschreibung etlicher . . . Indianischen
Landschafften). – Tübingen 1889 (Reise nach Süd-America in den Jahren 1534–1554). – Straubing 1893 (Reise nach Südamerika, Hg. J. Mondschen). – Lpzg. 1922; ern. 1926 (Abenteuer in Südamerika), Bearb. C. Cramer. – Buenos Aires 1934 (Der erste Deutsche am Rio de la Plata Utz Schmidl von Straubing, Hg. u. bearb. M. Tepp). – Graz 1962 (Warhafftige Historien einer wunderbaren Schiffart; Einl. H. Plischke). – Straubing 1962 (Erlebnisse in Südamerika).

LITERATUR: J. E. Mondschein, U. S. von Straubing und seine Reisebeschreibung, Straubing 1881. – B. Mitré, S. Viaje al Rio de la Plata, Buenos Aires 1903. – R. Lehmann-Nitsch, U. S., der erste Geschichtsschreiber der La-Plata-Länder. 1535–1555, Mchn. 21912. – C. Arciniegas, Los alemanes en la conquista de América, Buenos Aires 1941. – W. Kloster u. F. Sommer, Ulrico Schmidl no Brasil guinhentista, São Paulo 1942. – K. Schottenloher, Die Bayern in der Fremde, Mchn. 1950. – R. Quevedo, Einl. zu U. Schmidel: Derrotero y viaje al Río de la Plata y Paraguay, Asunción 1983. – L. E. López, Einl. zu N. Federmann u. U. Schmidl: Alemanes an América, Madrid 1985.

[Wehrheim-Peuker, Monika. -- In: Kindlers Neues Literaturlexikon. -- München: Kindler, ©1996. -- s.v.]

Entre Buenos Aires y Santa Cruz: Ulrich Schmidl

1599

Se publica el relato del soldado (lansquenete) Ulrich Schmidel sobre sus vivencias entre Buenos Aires y Santa Cruz (de la Sierra) en los años 1534 - 1554:
Es erscheint der Bericht des Landknechts Ulrich Schmidel (Schmidl) über seine Erlebnisse zwischen Buenos Aires und Santa Cruz in den Jahren 1534 - 1554:

Schmidel, Ulrich (1510?, Straubing -1581, Regensburg): Verdaderas Historias de un viaje fabuloso, que hizo Ulrich Schmidel de Straubing del año 1534 hasta el año 1554 en América o Nuevo Mundo en Brasilia y Río Plata...

Schmidel, Ulrich (1510?, Straubing -1581, Regensburg): Warhafftige Historien einer wunderbaren Schiffart, welche Ulrich Schmidel von Straubing von Anno 1534 bis Anno 1554 in Americam oder Newenwelt bey Brasilia und Rio Plata gethan ... /, durch Levinum Hulsium.
-- Noribergae: Impensis Levini Hulsij, 1599. -- 103 S. : Ill.

A la vez se publicó la impresión en latín:
Gleichzeitig erscheint die lateinische Ausgabe:
Schmidel, Ulrich (1510?, Straubing -1581, Regensburg): Vera historia admirandae cuiusdam nauigationis, quam Huldericus Schmidel, Straubingensis, ab anno 1534, usque ad annum 1554, in Americam vel nouum mundum, iuxta Brasiliam & Rio della Plata, confecit quid per hosce annos 19 sustinuerit, quam varias & quam mirandas regiones ac homines viderit /, ab ipso Schmidelio Germanice descripta ... -- Noribergae : Impensis Levini Hulsii, 1599. -- 101 S. : Ill.

Contrafactur Ulrichs Schmidels

"Actos heroicos" de Schmidel
"Heldentaten" Schmidels


Una "oveja india" (llama)
[DE] Ein indianisch Schaff




The Original Manuscript of Ulrich Schmidl: German Conquistador and Chronicler

Felipe III, rey de España (1598-1621)

1598 - 1621



Felipe III (1578 - 1621) es rey de España - ist spanischer König


Balance económico España - 1598

1598

Balance económico del reinado de Felipe II en Castilla:
Desarrollo de las ganancias y deudas de Castilla (a pesar de los metales preciosos americanos)

Wirtschaftliche Bilanz der Regierung von Felipe II in
Kastilien:

Entwicklung der Staatseinnahmen und Staatsverschuldung
Kastiliens
(trotz der amerikanischen Edelmetalle):

Angaben in Dukaten [Montos en ducados]























Año-Jahr Entradas del Reino
Staatseinnahmen

Deudas del Reino -Staats-
verschuldung
Servicio por deudas anual Jährlicher Schuldendienst
1560 3,1 Millionen
2,5 Millionen
1,6 Millionen
1575 5,5 Millionen
40 Millionen 2,7 Millionen
1598 9,7 Millionen
85 Millionen
4,6 Millionen

Los Chunchos

1596

Der Jesuit Antonio de Ayanz (1559, Güendulain - 1598, La Paz) zur Mita (Arbeitsverpflichtung für Indios im Silberbergbau):
"Kurze Schilderung der Leiden und Benachteiligungen, denen die Indios von der Gegend um Cuzco bis nach Potosí aus der besten und reichsten Region Perus ausgesetzt sind. Dieser Bericht ist verfasst von sehr erfahrenen und gewissenhaften Personen, die von jeglichem Interesse an weltlichen Gütern frei sind und deren einziger Wunsch es ist, dass Gott unser Herr nicht allzu erzürnt sein möge über all den Schaden, den die Indios an ihren Seelen und ihrem Gut erleiden; ferner dass das Gewissen Seiner Majestät erleichtert und nichts von den königlichen Einkünften veruntreut werde, sondern diese fürderhin ungeschmälert der Krone zufließen (1596)

In den Provinzen zwischen Potosí und der Gegend von Cuzco hat die Indiobevölkerung derart abgenommen, dass die Dörfer verlassen und die Versorgungsstationen (tambos) ohne Personal und Bedienung sind. Es ist schon überall bekannt, wie menschenleer und verlassen das ganze Land ist. Neben anderen Schäden erwächst daraus ein großer Nachteil für die königlichen Finanzen: in vielen Gegenden können keine Tribute und Steuern mehr erhoben werden, und viele Einwohner sind schon im Verzug mit den Abgaben. [. . .]

Es gibt, abgesehen von einigen anderen gewichtigen und nachfolgend aufgeführten Motiven; zwei Hauptgründe für die Flucht so vieler Indios aus ihren Dörfern in andere Gegenden:

  • Alljährlich ziehen viele Indios nach Potosí, um die Mita von Potosí, d. h. die Arbeitsverpflichtung in den Minen, abzuleisten.
  • Es werden dauernd und in großem Umfang Waren von einer Provinz zur anderen transportiert. [. . .]

1. Kapitel: Über die Mita von Potosí und die Schäden und Nachteile, welche die Indios dadurch erleiden

In der ganzen Welt sind die großen Silberschätze bekannt, die aus diesem Reich Peru, vor allem aus dem Berg und den Silberminen von Potosí kommen. Dieser Berg liegt in einer Entfernung von 40 bis mehr als 100 Meilen [200-600 km] von den Dörfern der Indios entfernt, die dort arbeiten. Auf Grund der Beschaffenheit des Landes liegen die Wohngebiete der Indios nicht beiderseits der Stadt Potosí, sondern ziehen sich an der Stadt entlang.

Aus den übrigen Bezirken oder Provinzen kommen alljährlich insgesamt 13 000 Indios, um in den Bergwerken zu arbeiten. Zwar erfüllen einige Orte ihre Verpflichtung, Arbeiter zu stellen, in voller Höhe, doch die meisten sind nicht in der Lage, die von ihnen geforderte Zahl von Arbeitskräften zu entsenden.

Zum besseren Verständnis dieses Sachverhalts soll hier aufgeführt werden, welche Veränderungen sich alljährlich in der Provinz Chucuito [Titicaca—Hochland] durch Abwanderung und Rückkehr von Indios ergeben.
Ähnliche Verhältnisse müssen in den übrigen Provinzen, wie z.B. bei den Carangas, bei den Pacajes und in Paria und Humasuyo, auf der ganzen [Hochebene von] Collado und im Gebiet der Canas und Canches [südlich von Cuzco] vorausgesetzt werden. Diese Provinz [Chucuito] teilt sich in sieben Bezirke auf. Bei der letzten Zählung vor 16 Jahren lebten dort insgesamt 17000 Indios im Alter von 18 bis 50 Jahren, wobei auch die jeweils Abwesenden mitgezählt wurden. Vor einigen Jahren gingen von dort nur 1100 Indios zur Mita. Auf Geheiß des damaligen Vizekönigs D. Francisco de Toledo wurde diese Zahl auf 2200 erhöht.

  1. Diese Indios nehmen normalerweise ihre Frauen und Kinder mit, so dass sich ihre Gesamtzahl auf über 7000 Seelen beläuft. Jeder Indio nimmt zudem mindestens 8-10 Lamas sowie einige Pacos oder Alpacas als Schlachttiere mit. Andere, die mehr Besitz haben, nehmen 30-40 Lamas mit, auf denen sie Nahrungsmittel, Kochgerät sowie die groben Wolldecken transportieren, mit denen sie sich zudecken und vor der Kälte schützen, denn sie schlafen immer im Freien.

    Die Indios nehmen also je nach der Größe ihres Besitzes mehr oder weniger Vieh mit, so dass im allgemeinen zwischen 40000 und 45000 Stück Vieh mitgeführt werden; in einem Jahr waren es sogar 53000. Zusammen mit Chuno [gefrorenen und getrockneten Kartoffeln], Mais, Quinoamehl und Dörrfleisch, das sie Charqui nennen, sowie neuen Kleidungsstücken dürfte der "Wert des Mitgeführten mehr als 320000 Pesos derzeitiger Währung betragen.

    So machen sich diese Indios mit all ihrer beweglichen Habe auf den Weg nach Potosí, und für die Strecke von etwa 100 Meilen brauchen sienormalerweise zwei Monate, denn sie können das Vieh nicht zu größerer Eile antreiben. Auf dem ganzen Hinweg und auch auf dem Rückweg in ihre Dörfer verpflegen sie sich auf eigene Kosten, ohne dass sie für diesen beträchtlichen Aufwand irgendeine Entschädigung erhalten.
  2. Sie lassen ihren Heimatort, ihre Herden und Acker schutzlos zurück. Auch wenn einige das wenige, was sie zurücklassen, ihren Verwandten anvertrauen und tatsächlich zurückkehren, finden sie ihren Besitz so verwahrlost und schlecht geführt vor, dass sie es für besser halten, überhaupt nicht mehr heimzukommen, weil sie aus Erfahrung wissen, dass nur neue Not und Mühsal auf sie zukommt.
  3. Bei der Trennung spielen sich zwischen den Dorfbewohnern bewegende und traurige Szenen ab, wie bei Leuten, die gegen ihren Wunsch ihre Heimat verlassen und sich in offenkundige Lebensgefahr begeben, wie später noch zu beschreiben sein wird, und die aus gutem Grund befürchten müssen, darin umzukommen. Andere werden von dem Gedanken an die Mühsal und den Verlust ihres Besitzes, die ihnen bevorstehen, so verstört und aus der Bahn geworfen, dass sie sich dem Laster und der Trunksucht hingeben. Andere nehmen [den Auszug in die Fremde] zum Anlass, ihre Frauen zu verlassen, und leben mit ihren Töchtern oder Schwestern oder mit anderen Indiofrauen in wilder Ehe zusammen. Da der Geistliche der Pfarrei, in der sie sich nach ihrer Ankunft in Potosí niederlassen, dies nicht anerkennt, verbleiben sie in ihren sündigen Lebensumständen, und nach Ablauf ihres Mitajahres flüchten sie in die Täler und schlüpfen bei irgendeinem Chacarer [spanischem Landbesitzer] unter, der ihre wilde Ehe anerkennt.

    So ergibt es sich, dass in der genannten Provinz die Frauen [oft] ohne eigene Schuld über sieben, acht oder gar zehn Jahre die Steuern ihrer Männer zahlen müssen, und ihr Weinen und Klagen ist herzzerreißend mitanzusehen. [. . .] Auf die gleiche Weise werden die Steuern von den Töchtern und Schwestern vieler abwesender Indios erhoben, von denen nicht feststeht, ob sie tot sind oder ob und wohin sie geflüchtet sind und was aus ihnen geworden ist, und jene zahlen die gesamten Steuern über viele Jahre mit ebensoviel Weinen und Klagen wie die vorher genannten Frauen.

  4. Wenn alle diese Leute in Potosí angekommen sind, wird ihre Zahl überprüft, und wenn einer fehlt oder wenn von denen, die die Provinz verlassen haben, 100 oder 200 Indios in die Täler geflohen sind, die zu beiden Seiten des Weges liegen, wird ein Justizbeamter auf Tagegeld von Potosí ausgesandt, um Ersatz für die Fehlenden in gleicher Anzahl aus ihrer Provinz zu holen. Da aber nie nach denen gesucht wird, die in die Täler geflohen sind, und da so wenige aus Potosí zurückkehren, hat die Bevölkerung immer mehr abgenommen, so dass heute die Zahl von 2200 Indios, die alljährlich nach Potosí zogen, nicht mehr erreicht werden kann, selbst wenn heute alle Bewohner der Provinz Chucuito auf einmal herausgeholt würden.
  5. Obwohl Don Francisco de Toledo nur deshalb 200 Indios zusäzlich zu den 2000 anforderte, um die Ausfälle, Verluste und Desertionen der übrigenauszugleichen, hat man sich nie daran gehalten. Auch wenn nur 20 Indiosfehlen, werden, wie oben erwähnt, besagte Lohnbeamte ihretwegen ausgesandt. Oft kommen die Beamten aus Potosí nur in die Provinz, um den Lohn für ihre Reisetage einzufordern, und auch wenn die Kaziken, denen die Bereitstellung der fehlenden Indios obliegt, gar keine Schuld trifft, weil sie keine Indios mehr haben, so müssen sie doch dem Beamten Strafgelder zahlen. Die Beamten sind von Potosí aus mit solchen Machtmitteln ausgestattet, dass sie diese Gelder eintreiben können, ohne Gewalt anwenden zu müssen, und sie werden mit Namen bedacht, die man hier gar nicht wiedergeben kann.
  6. Wenn die Indios sich in ihren Pfarrgemeinden niedergelassen haben, werden sie zur Arbeit in den Bergwerken gezwungen; diejenigen, die diese Zwangsarbeit verrichten, werden Indios Cedulas genannt. Wenn ein Spanier oder Minero [Grubenverwalter] eine Cedula13 für 10 oder 20 Indios erhält, geht er zu ihren Unterkünften und holt sie mit roher Gewalt unter Peitschenhieben und Misshandlungen heraus, wenn sie sich nicht so beeilen, wie er es wünscht. Wenn der zum Anführer ernannte Indio ihm nicht die volle auf der Cedula genannte Anzahl von Indios bereitstellt, wird er oft geohrfeigt und misshandelt, bis die volle Zahl erreicht ist. Wenn der Minero seine Indios so weit gebracht hat, dass sie in das Bergwerk einfahren und das Metall abbauen, und wenn sie ihm dann nicht genug herausholen, bekommen sie solche Peitschenhiebe und Fußtritte, dass viele behaupten, die Peitschenhiebe auf den Galeeren seien weniger schlimm. Dabei kann der arme Indio oft gar nicht mehr, denn die Mine ist sehr tief, die schweren Lasten erschöpfen seine Kräfte und er muss befürchten, zu stürzen und zu Tode zu kommen. Da das Metall sehr hart ist und der Arbeiter mit der Brechstange nur sehr wenig fördern kann, fürchten die Indios diese harte und schwere Arbeit sehr, zumal es oft vorgekommen ist und immer noch geschieht, dass die Spanier die Indios mit Tritten und Peitschenhieben zu Tode schinden.Der Lohn, den sie als Entschädigung wöchentlich erhalten, beträgt 2x/2 Pesos heutiger Währung, was 20 Realen entspricht. Um ermessen zu können, in welch schlimme und elende Lage sie durch eine solchen Hungerlohn versetzt werden, soll hier gesagt werden, wie viel sie bei größter Einschränkung zum Leben ausgeben müssen:

    In den letzten Jahren hat eine Fanega [55 1] getrockneter Kartoffeln (chuno) 20, 22 und 24 Pesos heutiger Währung und auch mehr gekostet und eine Fanega Mais kaum weniger. Wenn man nun rechnet, dass ein Indio im Monat mindestens eine halbe Fanega Chuno isst — bei Mais ist es noch mehr, weil dieser beim Kochen nicht aufquillt wie der Chuno -, so bezahlt er für diese halbe Fanega 10 Pesos, meist aber noch mehr; außerdem gibt er im Monat noch wenigstens 2 Pesos für Maismehl aus. Pro Monat verbraucht er das Fleisch eines Alpacas, und wenn es 4 Pesos kostet, ist das noch wenig. Für Fisch, Pfeffer und Salz zahlt er immer 2 Pesos, für Brennmaterial zum Kochen wie Holz oder Lama-Mist mit Stroh, was sie Hichu nennen, gibt er wöchentlich einen Peso aus, denn dort ist das sehr teuer; am Monatsende sind das 4^/2 Pesos. Die meisten Indios verbrauchen täglich Coca im Wert von 2 Realen; da jährlich Tausende von Körben voll Coca nach Potosí geliefert werden, ist klar, dass es alle nehmen. Manche geben täglich 2 Realen aus, andere il/2, und wieder andere - allerdings nur wenige - einen Real. Das ergibt, wenn man einen möglichst niedrigen Wert ansetzt, mindestens 5 Pesos monatlich. Dazu käme noch ein Peso, den ein Indio mindestens pro Monat für Chicha [Maisbier] ausgibt. Dieser Posten ist aber in dieser Aufstellung ebensowenig berücksichtigt wie Obst und andere Dinge, die hie und da nur dann gekauft werden, wenn man sie dringend braucht.

    Es ergibt sich so ein Gesamtbetrag von 281/2 Pesos; nichteingerechnet sind dabei die Ausgaben für Kochgeschirr, für die Decken,die bei der Arbeit im Bergwerk schadhaft werden, für Kleidung, für die jährliche Steuer von 30 Pesos heutiger Währung, sowie die Ausgaben fürEssen und Kleidung von Frau und Kindern, die mindestens genauso hoch sind wie für den Indio selbst. Zu all diesem kommt noch, dass der Mineroihm oft nicht den vollen Lohn zahlt, weil er angeblich seine Arbeit nicht im vollen Umfang erledigt hat, so dass der arme Indio im Monat nur so viel bekommt, wie er für seine eigene Person ausgibt. Mit Steuern und Ausgaben für Kleidung wären dies mehr als 32 Pesos, wozu dann noch Essen und Kleidung für die Familie kommen, was über 60 Pesos ergibt. Der Lohn dagegen, den er ausbezahlt bekommt, beträgt oft nur 11 1/2 Pesos. [. . .]
  7. Neben den obengenannten Verlusten, der Strenge und den Peitschenhieben der Mineros sowie den anderen bereits geschilderten elenden Lebensumständen fürchten die Indios vor allem die große Lebensgefahr, in die sie sich beim Einfahren in die Gruben begeben. Diese sind nämlich sehr tief und das Ein- und Ausfahren wegen der häufigen Erdrutsche und des
    Steinschlags äußerst gefährlich; viele sind durch herabfallendes Gestein schon übel zugerichtet oder gar getötet worden. Manche rutschen auch auf den aus Lederriemen gefertigten Leitern aus, und wenn einem Vorausgehenden etwas aus der Hand fällt oder er durch irgendein Missgeschick ausgleitet, verletzt oder tötet er die hinter ihm Gehenden. So werden jede Woche mindestens sieben oder acht Bergarbeiter verletzt, erleiden Bein-, Arm- oder Schädelbrüche oder Verletzungen am ganzen Körper. Alle zwei Wochen werden ein bis zwei tödliche Unfälle bekannt, ganz abgesehen von jenen Vermissten, die wohl zerschmettert am Grunde des Schachts liegen. Darüber hinaus gibt es oft Unfälle mit 30 oder 40 Toten, wenn ein Teil des Bergwerks einstürzt und die Arbeiter verschüttet. Manche werden bei lebendigem Leib begraben, und von benachbarten Stollen nimmt man ihnen mit lauten Rufen die Beichte ab. All diese Dinge müssen größtes Bedauern und Mitleid erwecken, und diejenigen, die sie erleiden, fürchten sie mehr als den Tod. Und so geschieht es, dass manche dieser unglücklichen Indios - Gott gebe es, es wären nicht so viele - unter dem Druck der erfahrenen Mühsale, bei denen sie so viel von ihrer Habe verloren und nur die anderen bereichert haben, aus Furcht vor der Gewalttätigkeit und Härte der ihre Arbeit beaufsichtigenden Mineros, angesichts der beständigen Lebensgefahr und vor Kummer darüber, dass sie ihre Heimat verlassen mussten, sich vom Teufel in falscher Hoffnung täuschen lassen, am Leben verzweifeln und sich erhängen. So hat es allein in einem Dorf dieser Provinz fast jedes Jahr einen Fall von Erhängen gegeben; doch das wird verschwiegen, und man versucht nicht mehr, solche Fälle bei Stellen vorzubringen, von denen man sich Abhilfe erhofft.

    Viele Indios, die über einen gewissen Wohlstand verfügen, werben für Geld andere an, die an ihrer Stelle nach Potosí gehen, wenn die Mita sie trifft. Die Mindestpreise, die von manchen noch überboten werden, sind im folgenden aufgeführt: Zunächst 30 Alpacas im Wert von 300 Pesos, 12 Lamas im Wert von 50 Pesos, außerdem 8 Traglasten Lebensmittel, zusammen 4 Fanegas im Wert von 36 Pesos. Manchmal bieten sie auch 12 Traglasten und geben darüber hinaus zwei Ausstattungen mit neuer Kleidung. Außerdem
    zahlen sie 30 Pesos heutiger Währung, die sie als Steuern in Potosí zahlen. Zusammen ergibt sich ein Betrag von mehr als 426 Pesos für einen Indio allein. Man schätzt sich glücklich, wenn man jemand gefunden hat, der bereit ist, für diese Bezahlung [nach Potosí] zu gehen; dieser erhält dann zusätzlich zu der obengenannten Entschädigung noch den Lohn, der ihm in Potosí gezahlt wird.

Gemäß den Anweisungen des Don Francisco de Toledo müssen die genannten 200 Indios nach Ablauf ihrer einjährigen Mita in ihre Dörfer zurückkehren, wenn die nächsten 2200 eintreffen, die nach ihnen dieselben Arbeiten übernehmen.

Während bisher [der Rückkehr der Indios in ihre Heimatdörfer] keinerlei Beachtung geschenkt wurde, erscheint es zweckmäßig, hier anzugeben, wie viele zurückkehren, was sie von ihrem ursprünglich mitgeführten Besitz wieder zurückbringen und wieviel sie in Potosí verdient haben.

Auf Grund von gesicherten Aussagen und nicht nur von Vermutungen und Annahmen ist bekannt, dass nicht einmal 500 Indios zurückkehren, während der Rest mit Frauen und Kindern, zusammen etwa 5000 Seelen, in Potosí bleibt oder in den Tälern abseits des Weges verschwindet. [. . .]

Von den mehr als 30000 Stück Vieh, die sie mit sich geführt hatten, kommen weniger als 1000 oder gar 500 zurück, und die Indios kehren so arm und zerlumpt zurück, dass es Mitleid erregt, wie sie von Tür zu Tür und bei den Vorübergehenden um Almosen betteln. Dabei trägt der Mann ein Kind, die Frau ein zweites auf dem Rücken, und im allgemeinen weiß man schon, ohne zu fragen, woher sie kommen, wenn man sie nur sieht, wie sie so arm und zerlumpt mit Klagen, Tränen und tiefgebeugt Almosen erbetteln, um in ihre Dörfer zurückkehren zu können. Wenn ein Indio etwas Geld mit heimbringt, dann ist es keiner von denen, die gearbeitet haben, sondern einer, der angeschafft hat. Wenn man nun überschlägt, dass jeder dieser 2200 Indios 30 Pesos an Steuern an den König gezahlt hat, welch große Mengen an Silber die Mineros aus den Bergwerken abgebaut haben, wie reich sie durch die Arbeit der Indios geworden sind und wie viel sie davon als Quinto [Fünftel] an Seine Majestät entrichtet haben; ferner, dass viele, denen 10 oder 20 Indios de Cedula zugeteilt wurden, pro Jahr an jedem Indio schätzungsweise 100 Pesos verdient haben; [wenn man zudem bedenkt,] dass die bedauernswerten Indios von ihrem Besitz mehr als 320000 Pesos mitgebracht und völlig verbraucht haben, um sich ernähren, kleiden und die Steuern bezahlen zu können, und ohne einen Real oder Maravedi zurückkehren; dass diejenigen, die in die Täler fliehen oder in Potosí bleiben, ganz ohne Mittel dastehen, so ist aus dieser Rechnung nur der Schluss zu ziehen, dass sich alle anderen an ihnen bereichern und sie allein in der beschriebenen Weise verarmen.

Einige Kaziken lassen sich oft bestechen und schicken nicht die Indios nach Potosí, die entsprechend dem Verteilungsplan eigentlich dazu verpflichtet wären. Dafür lassen sie sich 200 oder 300 Silberpesos oder Gegenstände in entsprechendem Wert schenken. Manchmal werden sie auch bestochen, um solche Indios zu benennen, die eigentlich nicht nach Potosí gehen müssten.

2. Kapitel: Beschreibung des Trajín und der Schäden und Nachteile, welche den Indios daraus erwachsen

Im folgenden wird beschrieben, was der Transportdienst (trajín) eigentlich ist. Dann wird der Grund klar, warum die Indios nicht in ihre Dörfer zurückkehren. Sobald sie nämlich zurückkommen, werden sie sofort zum Transportdienst verpflichtet, und anstatt von den Strapazen auszuruhen, die sie in Potosí erlitten haben, müssen sie gleich wieder an die Arbeit, wobei sie wieder große Verluste hinnehmen müssen.

Der Transportdienst ist folgendermaßen organisiert: Der Corregidor einer Provinz weist die Kaziken seines Bezirks an, ihm 100 Indios zur Verfügung zu stellen, die mit den Lasttieren dieses Corregidors Coca aus Paucar-tambo und Wein aus den Tälern von Arequipa holen sollen. Manchmal kauft er selbst die Coca oder den Wein und lässt sie auf seinen Lasttieren transportieren, manchmal sind die Waren für andere bestimmt, und er hat sich gegen Bezahlung verpflichtet, sie mit seinen Lasttieren und den Indios nach Potosí zu bringen; das wird dann als Frachtauftrag oder „fletar" für Wein oder Coca bezeichnet. Außerdem geben die Corregidores oft dahergelaufenen Soldaten und Freunden die Anweisung, bei den Kaziken ihres Gerichtssprengels die von ihnen angeforderten Indios auszuheben.
Pro Monat erhält jeder Indio 5 Pesos zu 8 Realen; die ausgehobenen Indios übernehmen die Verantwortung für die Lasttiere und ziehen damit zu dem Ort, wo Coca oder Wein aufgeladen wird. Anschließend kehren sie mit den Tieren zu ihrem Dorf zurück und werden dort von anderen abgelöst, die den Transport nach Potosí übernehmen. Für den ganzen Weg brauchen sie gewöhnlich sechs oder sieben Monate und manchmal auch mehr. Dabei muss man berücksichtigen, dass die Indios, die den Transport übernehmen, für den Rückweg in ihre Dörfer keine Bezahlung bekommen, und nach kurzer Zeit sind so wenige Indios in den Dörfern übrig, dass keine Ablösung mehr vorgenommen wird, sondern ein und derselbe Indio den Transport über die ganze Strecke übernehmen muss. Auch dieser Dienst ist mit einer kaum tragbaren Verantwortung verbunden, und die Indios fürchten und verabscheuen ihn fast ebenso wie die Arbeitsverpflichtung in Potosí:

  1. Der Monatslohn von 5 Pesos ist äußerst niedrig, denn der monatliche Verbrauch jedes Indios ist ebenso hoch wie bereits im Kapitel über Potosí beschrieben, außer dass die Preise etwas niedriger liegen. [. . .]
  2. Sie müssen auf eigene Kosten die Isargas [Netze, in denen die Weinkrüge transportiert werden] und Seile aus Espartogras flechten.
  3. Jeder von diesen Indios führt zwei eigene Lamas mit, beladen mit seinen Lebensmitteln sowie einer Schlafdecke und einer Matte, mit der er sich nachts vor Kälte und Nässe schützt, denn die Indios schlafen immer im Freien.
  4. Der Auftraggeber verlangt von diesen Indios die vollständige Übergabe der Lasttiere zusammen mit den Weinkrügen und den Coca-Körben. Wenn nun etwas fehlt und der Indio keine klare und eindeutige Erklärung abgeben kann, dass er keine Schuld daran trägt, muss er den ganzen Schaden selbst bezahlen.

    Zwar ist es nicht zu leugnen, dass die Indios manchmal etwas stehlen, vor allem, wenn sie meinen, dass es nicht auffallen wird. Der Normalfall ist aber, dass Weinkrüge gegeneinanderschlagen und ohne Verschulden der Indios zerbrechen, weil so viele Lasttiere eng beieinander gehen. In anderen Fällen ragen auf der Strecke Felsen in den Weg hinein, so dass die Krüge dagegenschlagen. Ein andermal stoßen sie gegen Häuserecken in den Orten, durch die sie ziehen. Sehr oft kommt es auch vor, dass das Lasttier aus irgendeinem Grund scheut, einen Satz tut, als erstes ein paar Krüge am Boden zerschellen und beim Nachbartier noch mehr zu Bruch gehen. Wenn die Indios diese Entschuldigungen vorbringen, hält man sie für erfunden, und sie müssen die fehlenden Krüge bezahlen, und zwar nicht zum Einkaufspreis, sondern zu dem höheren Preis, den sie in dem Dorf kosten, wo sie anscheinend zerbrochen sind. Wenn ein armer Indio 8 oder 9 Pesos für jeden zerbrochenen Krug zahlen muss, wird er verständlicherweise keinen Krug
    zerbrechen oder austrinken wollen, um nicht so viel Geld ausgeben zu müssen.


  5. Es kommt vor allem in der Nacht vor, dass eines von den Tieren, die ihnen für den Transport anvertraut wurden, ausbricht, wenn z. B. irgendein Raubtier in die Nähe kommt. Wenn der Indio das Tier am Morgen beladen will, hat es sich manchmal so weit verlaufen, dass er nicht einmal weiß, wo er es suchen soll. Oft wird auch eines der Tiere in der Nacht von anderen Indios gestohlen.

    Wenn der arme zum Transport verpflichtete Indio keinen Beweis erbringen kann, dass das verlorengegangene Tier aus Erschöpfung, Alter oder Krankheit gestorben ist, muss er für den Verlust vollständig aufkommen. Der Spanier, dem das verlorengegangene oder verendete Tier gehörte, sagt natürlich immer, dass es das beste Tier der Herde gewesen sei und dass man es ihm als Zuchttier gestohlen habe, und so verlangt er für jedes Tier 10 Pesos. Dabei möchte man meinen, dass das eigentlich unangemessen ist, denn untereinander können sie ebensogute und bessere Tiere für weniger Geld kaufen. Allerdings gibt es einige, wenn auch wenige Spanier, die dies nicht so unerbittlich handhaben, sondern mehr Entgegenkommen und christliche Gesinnung zeigen.

  6. Diese Indios erleiden großen Schaden und Verlust an ihrem eigenen Vieh, das sie auf der Weide gelassen haben. Wenn die anderen nämlich sehen, dass der Besitzer abwesend ist, stehlen sie es und fürchten weder seine Frau noch seine Kinder. Solche Fälle sind oft vorgekommen und allseits bekannt.
    Außerdem muss man sich viel um das Vieh kümmern, damit es gedeiht und sich vermehrt. Wenn der Besitzer abwesend ist, kommt es herunter; ein Teil davon läuft auch weg. [. . .]

11. Kapitel: Es handelt davon, wie viele Indios wegen der beschriebenen Leiden und Nachteile in verschiedenen Gegenden geflüchtet sind und noch flüchten

Die oben beschriebenen Umstände und noch einige andere, die man verschwiegen hat, waren und sind der Grund, weshalb eine so große Zahl von Indios aus ihren Dörfern in die Täler und Schluchten (guebradas) geflohen sind. Dies hat dazu geführt, dass die Provinz Chuquito, die die beste und dichtestbevölkerte Provinz Perus ist oder vielmehr war, heute so leer und von Indios verlassen daliegt, dass jemand, der sie vor zehn oder sechs Jahren gesehen hat und heute wieder hinkommt, meinen könnte, es lebte überhaupt niemand mehr in den Ortschaften, die früher 1600, 2000 oder mehr als 3000 Einwohner hatten; heute sind nur mehr 150 davon übrig geblieben.

Als sich vor 20 Jahren die Patres der Gesellschaft Jesu in Juli, einem der beiden größten Orte, niederließen, zählte man 16000 bis 17000 getaufte Seelen, und jeden Sonntag wurden 27 bis 30 Kinder neu getauft. In den letzten Jahren, und besonders im laufenden Jahr 1596, gibt es dort kaum noch jemand, der zur Beichte kommt, höchstens noch Frauen und einige Alte, und an den Sonntagen werden nur noch etwa drei bis vier Kinder, oft nur zwei und manchmal gar keines getauft. Von 3200 Indios, die bei der letzten Zählung vor 16 Jahren zur Gemeinde gehörten, sind nur noch etwa 150 übriggeblieben, die nicht einmal die Patres mehr alle zusammenbringen können. [.. .]

Vor einigen Jahren hieß es, bei den Chunchos, den kriegerischen [Wald-] Indianern, befänden sich viele Indios, die aus allen Teilen des Landes Zuflucht hier finden, und inzwischen wird diese Behauptung allgemein als wahr betrachtet. Vor kurzem kam aus jener Provinz eine sehr vertrauenswürdige Person, die diesen Sachverhalt bestätigte und angab, dass die Zahl der hierher geflohenen Indios sehr groß sei und täglich stark zunehme; allerdings hatte dieser Gewährsmann sie weder selbst gesehen noch konnte er genaue Zahlenangaben machen. Er hatte dies von den Chunchos selbst gehört, mit denen er gut befreundet war; er weiß auch die Namen der betreffenden Volksgruppen, die dem Verband der Chunchos nicht angehören und auch nicht unter ihnen wohnen, sondern getrennt von ihnen durch einen kleinen Gebirgszug. Ihre Dörfer sind umgeben von einem dichten Wald, in den sie sich beim geringsten Anzeichen einer Gefahr oder bei Überfällen wie in eine uneinnehmbare Festung zurückziehen. Sie dort herauszuholen ist so gut wie unmöglich. Sie haben große Maispflanzungen sowie viel Bohnen, Maniok, Camotes [süße Kartoffeln] und Yucca, außerdem viel Obst wie Bananen, Guyavaäpfel, Ananas und andere Sorten, die m der Gegend gedeihen.
Sie gehen viel in die Wälder auf die Jagd von hirschartigen Tieren, Pustelschweinen, Truthähnen und anderen Vögeln, und in der Savanne jagen sie die großen Rebhühner, von denen es dort viele gibt. Sie halten auch viele Enten und Hühner aus Kastilien, und in den Flüssen gibt es reiche Fischbestände
. Auf diese Weise haben sie alles, was sie brauchen, im Überfluss und entziehen sich so all der Not, den Leiden und Entbehrungen, die sie hier [in Potosí] erleiden. Alle kleiden sich in Baumwollstoffe und sind große Bogenschützen und vorzüglich zur Jagd ausgerichtet. Wenn sie auf die Felder gehen, nehmen sie Pfeil und Bogen mit, um unterwegs Wild erlegen zu können, und Indiojungen und auch einige Erwachsene haben ihr Blasrohr dabei, mit dem sie viele Vögel erlegen, von denen sie sich ernähren - kurz, sie haben alles, was sie brauchen. [. . .]

Viele von denen, die in die warmen Täler gehen, ziehen sich in unzugängliche Schluchten zurück, wo es unmöglich ist, sie aufzuspüren; sie halten beständig Ausschau nach Verfolgern, um rechtzeitig fliehen und sich verstecken zu können. Da die Felder ihre Subsistenz sichern, geben sie Haus und Herden auf und entledigen sich so der unzähligen Pflichten und Zwänge, unter denen sie früher in ihren Dörfern zu leiden hatten. Alle diese Flüchtlingsgruppen leben und sterben wie wilde Tiere ohne Beichte und Kenntnis von Gott unserem Herrn.

Andere verdingen sich bei der Flucht in diese Täler bei spanischen Landbesitzern, die durch geschickt verfasste Berichte an die Audiencias 15 Konzessionen (provisiones) erteilt bekommen, sie als Hörige (yanaconas perpetuos) zu behalten. [. . .]

Andere hingegen treffen Abmachungen mit Kaziken oder führenden Indios in diesen Tälern, die in den Ländereien kleine Häuser haben, wo die geflüchteten Indios leben, und wenn ihre eigenen Kaziken kommen, um sie abzuholen und zum Gehorsam zu bringen, sind sie nicht aufzufinden."

[Übersetzung: Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche / hrsgg. von Piet C. Emmer .... -- München : Beck, ©1988. -- (Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion ; Bd. 4). -- ISBN 3406306616. -- S. 432 - 441. -- Dort Quellenangabe.

Caravanas en América

1596

Bry, Theodor de <1528-1598>: [America. Sive, Historiae ab Hieronymo Be[n]zono scriptae, sectio tertia ... In hac ... reperies, qua ratione Hispani ... Peruäni regni provincias occuparint, capto rege Atabaliba ... Additus est ... de Fortunatis insulis co[m]mentariolus ... Accessit Perväni regni chorographica tabula., pt. 6.]
Americae pars sexta / omnia figuris in aes incisis expressa à Theodoro de Bry. -- [Francoforti] , 1596. -- 108 S. : Ill.


Abb.: Lamakarawane, aus dem Werk de Bry's

[Vorlage der Abb.: Crespo Rodas, Alberto <1917 - >: Alemanes en Bolivia. -- La Paz [u.a.] : Los Amigos del Libro, 1978. -- Depósito legal La Paz 170/77. -- S. 65]

Caravanas del trópico para las minas:



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Indias Occidentales - Indias Orientales

Ya escribiré sobre el tema

Comercio con Las Indias Occidentales

1594

El comerciante Justo Canes de Ghent (Países Bajos) trata de ser aceptado súbdito del reino de Castilla, para que se la permita comerciar con Hispanoamérica [Archivo de Indias, Sevilla, España]

Der Kaufmann Justo Canes aus Ghent ersucht um die Staatsbürgerschaft Kastiliens, um mit Hispanoamaerika Handel treiben zu dürfen [Archivo de Indias, Sevilla]

[Bildquelle: Discovering the Americas : the Archive of the Indies / by Pedro González García ... -- New York [u.a.] : Vendome, ©1997. -- ISBN 0-86565-991-5. -- S. 106]

Ducados para España - 1590

1590

Mientras que en 1568 las entradas del reino español desde Perú sumaban unos 100.000 ducados,
el año 1590 estas entradas, sumadas a los metales nobles de las minas de México, sobrepasan el millón de ducados

[DE]Während die Staatseinnahmen aus Perú 1568 100.000 Dukaten
betrugen, sind sie jetzt vor allem dank der Edelmetalle aus Amerika auf über
eine Million Dukaten angestiegen.




Bancarrota de España, versión III

1589

En 1588 España trata de conquistar Inglaterra, en las escaramuzas es destruída una parte de la armada española , otra parte es destruída ante las costas occidentales escocesas e irlandesas por las tormentas.

España se declara nuevamente en bancarrota!!

Spanien erklärt schon wieder den Staatsbankrott. Es sieht sich nicht mehr fähig, die fälligen Zinsen die Kredite zu bezahlen. Dies bedeutet eine Umschuldung: kurzfristige Kredite mit hohem Zins werden von denGläubigern in langfristige mit niedrigem Zins umgewandelt.

De procuranda Indorum salute

1588/89

De promulgatione Euangelii apud barbaros, sive de procuranda Indorum salute, libri sex
De promulgar el evangelio entre bárbaros o de procurar la salvación de los indios
"Cómo tratar a los bárbaros para ganarlos para Cristo"
[Traducción libre]


Acosta, José de (1540-1600): De natura Noui Orbis libri duo ; et
De promulgatione Euangelij apud barbaros, siue De procuranda Indorum salute libri sex / autore Iosepho Acosta ... -- Salmanticae : Foquel, 1589. -- 640 S. (8vo). -- ["Consists of the same sheets (except t.-p. and preliminary leaves) as the edition dated 1588.
-- De natura Novi Orbis appeared in Spanish in 1590 as books 1-2 of:
Historia natural y moral de las Indias. e promulgatione Evangelii apud barbaros has special t.p. dated 1588, with title:
De procuranda salute Indorum, libri sex.
Colophon dated 1588.]

Aus De procuranda Indorum salute (in spanischer Übersetzung aus dem
Latein):

"LOS TRIBUTOS Y EL OCIO
Dicen los que más entienden las cosas y condición de los indios, que les conviene mucho a ellos que les echen tributos pesados, porque siendo una nación floja y perezosa, si no se les fuerza a trabajar e industriarse para pagar el censo, llevan una vida desidiosa como bestias, entregados vergonzosamente a ocupaciones de irracionales, porque no les da cuidado aumentar la hacienda, ni mirar para el porvenir, sino contentos con el sustento de cada día se dejan llevar de su genio indolente. Semejantes palabras no se les caen de la boca a los más experimentados, y nosotros,
conformes con su parecer, confesamos que trabajar, negociar y estar ocupados en sus granjerias y tratos es ciertamente muy provechoso a los bárbaros, y completamente necesario para constituir bien su república. Por lo cual, sus príncipes Incas, que fueron sin duda de agudo ingenio y de juicio excelente, pusieron la suma de su administración para que fuera recta y duradera en hacerles trabajar lo más posible y no dejarles un instante de ocio; de suerte que cuando faltaban trabajos útiles, los ocupaban en cosas superfluas; y causa admiración a quien conoce sus instituciones lo que refieren los ancianos, que a ciertas naciones se les impuso la obligación de presentar cierta cantidad de insectos parásitos, y a otras de mover rocas de una parte a otra. Y no es oscura ni dificultosa la causa de que convenga urgir a los indios con el trabajo; porque los bárbaros son todos de condición servil, y fué proverbio de los antiguos, como refiere Aristóteles, que a los esclavos no se les debe tener nunca ociosos, porque el ocio los hace insolentes; y lo mismo amonesta el Sabio: "Envía, dice, el esclavo al trabajo, y que no esté ocioso, porque la ociosidad enseña muchas malicias".

No negamos, pues, que hay que ocupar a los indios en el trabajo, antes gustosamente lo confesamos. Mas pregunto: ¿Para quién deben trabajar, para quién granjear, en provecho de quién deben servir? El dominio de los reyes se diferencia del de los tiranos, en que los reyes no buscan su propia utilidad en el gobierno de los subditos, sino la de ellos; de donde se sigue, para los que no quieran cerrar los ojos a la luz, que los trabajos y granjerias de los indios deben ordenarse a la propia utilidad de ellos. No hay que hacer con los pobres indios lo que el colmenero que no deja en los panales más miel que la que basta para sustentar las abejas, y la demás la coge para sí; o lo que hacen los que trasquilan las ovejas, que les quitan toda la lana sin dejarles más que las raíces, para que la sigan criando. No se puede hacer eso con los indios. Fuera de lo que una prudente caridad tase como necesario para su gobierno político y espiritual, todo lo demás que se tome a los indios bajo pretexto de su salud y bienestar es manifiesta rapiña."

[Citado en: Cronistas que describen la colonia, las relaciones geograficas, la extirpación de idolatrias / Francisco Carrillo. -- Lima : Horizonte, ©1990.
-- (Enciclopedia histórica de la literatura peruana ; 5). -- S. 91f.]

[DE]
De procuranda Indorum salute
Aus De promulgatione evangelii apud barbaros sive de procuranda indorum salute [Buch I, Auszug aus Kapitel II:]
"Wie man die Indios behandeln muss, um sie für Christus zu gewinnenDie Verachtung, die die Griechen für die Barbaren bekundeten oder unsere Landsleute für die Indios, ist ziemlich dasselbe, als wenn man die Tiere für geringer hält als die Menschen. Für beide aber hat die Güte Gottes einen Platz bereit. Beide versammelt er in seinem Hause. „Ich werde säen", so sagt er durch Jeremias, „das Haus Juda und das Haus Israel mit dem Samen der Menschen und dem Samen des Viehs" (Hier. 31,27).Es gibt nur eine Kirche Gottes, und sie verbreitet sich nicht nur mit dem Samen der Menschen, sondern auch der Tiere. Und voll Staunen über Gottes herrliches Wirken ruft der Prophet aus: „Wie umfassend ist Dein Erbarmen, Gott!" Und warum? Weil Er gesagt hatte: „Du wirst erretten, Herr, die Menschen und das Vieh" (Ps. 35,7). An diese Worte knüpft Ambrosius die Fragestellung: „Was sind Menschen und was sind Tiere? Die einen sind vernunftbegabte, die anderen unvernünftige Wesen. Die Vernünftigen errettet Seine Gerechtigkeit, die Unvernünftigen Sein Erbarmen; die einen werden geleitet, die anderen ernährt" (Ambros. Enarratio in PS. 35, n. 19.ML. 14,969). Derselben Auslegung folgen andere Kirchenväter wie Hieronymus (Hieron. In Hieremiam, c. 31, v. 37.ML.24,916; et in Jonam c. 3.ML.25,11430, II44A.) und Gregor (Gregor. Moral. L. n, c.2 - nunc c. 3 -, n. 5 ML 75,9550.); letzterer sagt über die Worte „Deine Tiere werden in Deinem Hause wohnen" (Ps. 67,11): „Wahrhaftig wird in der Kirche Christi sogar das Vieh selig, weil Gottes Barmherzigkeit sich auf alles erstreckt."Triffst du einen Menschen mit mangelndem Gefühl, schwer von Begriff und unfähig zu urteilen, so verachte ihn nicht und halte ihn nicht für untauglich für das Himmelreich. Er versteht von den göttlichen Dingen nichts (i Kor. 2,14), und was man auch an Geistlichem an ihn heranträgt, schmeckt ihm nach Torheit, und er ist nicht fähig, es zu begreifen. Stoße ihn dennoch nicht zurück, auch ihn will und kann der erlösen, der nicht möchte, dass jemand verderbe (2 Petr. 3,9); die Mysterien des Glaubens spricht er zwar mit den Lippen, versteht sie jedoch nicht, und vermag sie kaum nachzusprechen; selbst wenn man sie immer aufs neue wiederholt und sie ihm mit Nachdruck eintrichtert, lernt er fast nichts, verharrt stumm und bleibt dumm; es ist, als ob du einem Esel das Singen beibringen wolltest.Ich wiederhole: Verliere nicht den Mut; der Indio oder Neger ist ein unvernünftiges Wesen, ein Stück Vieh. Höre auf Ambrosius, der da sagt, man muss diese Wesen zum Glauben bringen mit dem Halfter des Wortes. Selbst wenn sie das, was sie hören, nicht vollends begreifen, so lernen sie doch fortwährend durch den Glauben, und das genügt für ihre Errettung; denn andernfalls, wenn sie nicht so viel glauben könnten wie nötig, wie soll dann wahr sein, dass, wer nicht glaubet, verdammt werde (Mc. 16,16)? Oder du bildest dir gar ein, mit der Verkündigung des Evangeliums würden sie erst in die Gefahr der Verdammnis kommen und nicht mehr errettet werden können; das aber wäre kleingläubig und klänge im Munde eines Christen geradezu nach Gotteslästerung.Nein, man muss daran festhalten: Es gibt keine Barbaren ohne jede Fähigkeit zur Glaubenserkenntnis. Erst recht sind die Indios, wie alle wissen, die mit ihnen zu tun haben, nicht so schwach bei Verstand, und wenn sie ihn nur anwenden wollten, lieferten sie Beweise von recht ordentlichen Anlagen und hinreichender Einsicht. Aber man muss auch hinweisen auf ihre verderbten Sitten; sie lassen sich völlig von der Begierde ihres Bauches und ihrer Sinnlichkeit regieren und hängen nach wie vor ihrem alten Aberglauben an. Trotzdem gibt es auch für sie die Erlösung, wenn sie nur richtig geführt werden. Drücke dem Esel das Maul mit Zügel und Zaum (Ps. 31,9) und lege ihm die rechte Last auf, nimm, wenn es nicht anders geht, den Stachel, und wenn er ausschlägt, so stoße nicht blindwütig mit dem Schwert zu, sondern schlage mit Maßen; zügle ihn allmählich, bis er sich an den Gehorsam gewöhnt. Wenn dein Pferd störrisch ist oder den Reiter abwirft oder den Zaum aus dem Maul reißt, wirst du es doch nicht abstechen oder aus deinem Haus jagen, denn es ist ja dein; du hast es mit deinem Geld gekauft und willst es nicht verlieren. Wenn aber ein Mensch nicht gleich die himmlischen Lehren annimmt oder sich nicht dem Willen des Meisters anbequemt, soll man ihn dann gleich verabscheuen und verwerfen? Ist der Preis, den Christus für ihn bezahlt, und das Blut, das er vergossen hat, nichts wert?Es besteht kein Zweifel: Die Erfahrung bestätigt die Sklavennatur der Barbaren, und wenn man nicht die Furcht als Mittel einsetzt und sie mit Gewalt zwingt wie Kinder, widersetzen sie sich und gehorchen nicht. Was soll man dann machen? Sollen nur freie Männer von adeligem Sinn auf ihre Erlösung hoffen dürfen? Darf man nicht auch den Kindern Jesus Christus als Lehrer und Meister geben? Natürlich, das muss man tun; man muss vorsichtig und wachsam mit ihnen umgehen; man muss die Peitsche brauchen, nur im Namen Christi; man muss Zwang anwenden im Namen des Herrn, damit sie Zutritt erhalten zum großen Abendmahl (Lc. 14,23), denn man soll nicht ihr Gut, sondern sie selber suchen. So spricht der Weise: „Rute und Zucht bringen Weisheit, und der Knabe, den man seinen Launen überlässt, macht seiner Mutter Schande" (Prov.29,15). Und weiter unten: „Den Sklaven kannst du nicht mit Worten anleiten; er versteht wohl, was du ihm sagst, denkt aber nicht daran, dem nachzukommen" (Prov.29,19). Und an anderer Stelle: „Dem Esel die Gerste, der Stock und die Last; das Brot, die Zucht und die Arbeit dem Sklaven; mit Hilfe der Zucht arbeitet er, sich nach der Ruhe sehnend; ist deine Hand zu leicht, dann wird er die Freiheit suchen" (Eccli. 33,25,26). Also: Wenn ihn die Arbeit drückt, denkt er an den Müßiggang. Was macht er, wenn er sich frei sieht und ausgeruht ist? Dann denkt er an Flucht, und deshalb heißt es: „Das Joch und der Riemen beugen den harten Nacken, und den Sklaven zähmt ständige Arbeit" (Eccli. 33,27). Und anschließend: „Halte ihn zur Arbeit an, damit er nicht müßig geht, denn der Müßiggang lehrt ihn tausend Bosheiten" (33,28).Wenn sich auch diese Ratschläge auf die Anleitung von Sklaven beziehen -und wie weise sie sind, sehen wir aus den Erfahrungen in dieser Weltgegend hier, die voll ist von Negersklaven in den Haushalten und anderen Beschäftigungen -, so passen sie nicht minder gut für die Indios, die zwar freien Standes, aber in ihren Sitten und ihrer Natur nach wie Knechte sind. [. . .][Buch VI, Auszug aus Kapitel II:] In dieser neuen Welt wird häufig gegen die Gebräuche der Kirche verstoßenKaum hatten wir, geleitet von unserer Gehorsamspflicht, diese Gegenden Indiens betreten, mussten wir mit Erstaunen, Bestürzung und Schmerz wahrnehmen, dass in der Verwaltung der Sakramente Praktiken im Schwange waren, die den kirchlichen Einrichtungen wenig dienten und mitunter völlig ungeeignet und geradezu absurd waren.Für mich ist es so gut wie gewiss: Diese Missstände können nur davon herrühren, dass das Evangelium in diesem Land weniger durch die Prediger als durch die Soldaten seinen Einzug hielt. Deren Beschränktheit und Unerfahrenheit ließ so manches aufkommen, was zu verurteilen ist. Man hat sich aber so daran gewöhnt, dass man es nun für legitim hält.So ebneten die ersten den Weg für die Irrtümer der Nachfolgenden, und die Gelehrten und frommen Männer tun sich schwer, der altbewährten Kirchendisziplin wieder Geltung zu verschaffen. Man wirft ihnen Unerfahrenheit in den Verhältnissen Indiens vor, sobald sie bemüht sind, den Indios die Sakramente voll zuteilwerden zu lassen und die Religion in ihrer ganzen Fülle zu lehren.Obwohl im Provinzialkonzil von Lima1 alle Bischöfe Perus und viele andere ernsthafte Männer viel Zeit und Mühe darauf verwandten, Missstände abzustellen, und zahlreiche sehr gute Reformdekrete veröffentlicht wurden, ist nicht mehr dabei herausgekommen, als wenn sich ein paar müßige Matrosen zusammengesetzt hätten, um über staatspolitische Dinge ihre Meinung abzugeben.Wen schmerzt es nicht, dass in den ersten Jahren zahllose Indios getauft wurden, bevor sie auch nur annähernd mit der christlichen Lehre vertraut waren, und dass dies heute noch so weitergeht, ohne dass sich einer darum kümmert, ob sie auch wirklich ihr in Laster und Aberglauben verbrachtes Leben bereuen und die Taufe überhaupt begehren?Ist es nicht zum Weinen, dass Beichten abgenommen werden, wo der Indio nicht den Priester und der Priester den Indio nicht versteht, und die Pfarrer dabei oft so fest schlafen, dass sie sich gar nicht nach den Sünden erkundigen und auch nicht prüfen, ob die Reue echt ist, sondern immer nur darauf bedacht sind, das Beichtkind so schnell wie möglich loszuwerden?Und nun zur Eucharistie! Warum hindert man die Indios gegen alles göttliche und kirchliche Recht daran, die Kommunion alljährlich zu empfangen, warum enthält man sie ihnen sogar in der Stunde des Todes und nach der Beichte vor? Und wenn einer der Unsrigen einem Sterbenden die heilige Wegzehrung spenden und ihn stärken will, dann bezichtigen sie ihn der Neuerung, und es fehlt wenig, dass sie ihn nicht der Gotteslästerung für schuldig erachten. Und wenn man ihnen schon aus Pietät die Kommunion verweigert, warum gibt man ihnen nicht wenigstens die letzte Ölung? Solchermaßen wird das Heil den Indios vorenthalten, nicht nur irgendwo im Urwald und in abgelegenen Dörfern, sondern hier in der Stadt [Lima], ja sogar im geistlich geführten Indianerhospiz. Beispiele dieser Art sind keine Seltenheit."[Hinweis: Die Angaben der Bibelzitate folgen den Abkürzungen in Latein. Bei den Kirchenvätern verweist die Übersetzung ins Spanische, von der hier ausgegangen wurde, auf die „Patrologiae Cursus Completus . . .", accuranta J. P. Migne: Series Latina (ML), Paris 1878 sg.; Series Graeca (MG), Paris 1886 sg.] [Übersetzung: Der Aufbau der Kolonialreiche / hrgg. von Matthias Meyn ... -- München : Beck, ©1987. -- (Dokumente zur Geschichet der europäischen Expansion ; Bd. 3). -- ISBN 3406303730. -- S. 512 - 515.
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Jesuitas en Santa Cruz de la Sierra - 1587

1587

La Orden Jesuíta se asienta en Santa Cruz de la Sierra

Jesuitenniederlassung in Santa Cruz de La Sierra

La cartografía en América

1587
Juan Martínez (1556-1592)
Gesellschaft Jesu

Karte von Juan Martinez, 1587
Mapa de Juan Martinez, 1587

Viruela en Perú

1585

Epidemia de viruela en Perú

Pockenepidemie
in Peru.

Confesionario: Dos mandamientos y la mujer

"Confesionario para los curas de indios con las instrucciones contra sus ritos y exhortación para ayudar a bien morir y summa de sus privilegios y forma de impedimientos del matrimonio.

Sexto mandamiento: No fornicarás

  1. ¿Estás amancebado? ¿ Qué tiempo que lo estás? ¿Cuántas mancebas tienes? ¿ Dónde tienes la manceba? ¿ Es casada o soltera?
  2. ¿ Has tenido cuenta con otras mujeres solteras o casadas? ¿ Cuántas veces con cada casada? ¿ Cuántas con cada soltera?
  3. ¿Has pecado con alguna doncella?
  4. ¿Has forzado alguna mujer?
  5. ¿Hasla persuadido con palabras o dádivas a que peque? ¿O has usado de tercera persona para persuadirla?
  6. ¿Has emborrachado a alguna mujer para pecar con ella?
  7. ¿Has tenido cuenta con alguna parienta tuya? ¿Qué parentesco tenías con ella?
  8. ¿Has pecado con dos hermanas? ¿O con madre e hija? ¿O con alguna parienta de tu mujer? ¿Y qué parentesco tenía con tu mujer?
  9. ¿Has pecado con mujer infiel?
  10. ¿Antes de casarte qué tanto tiempo estuviste con tu mujer?
  11. ¿Confesaste antes de casarte? ¿O estabas en pecado?
  12. ¿Has dado palabra de casamiento a alguna mujer? ¿Conjuramento? ¿ O sin él? ¿ Fue para engañarla?
  13. ¿Has retozado con mujeres? ¿O besádolas? ¿O hecho otras cosas deshonestas?
  14. ¿Has pecado con mujer en iglesia o cementerio?
  15. ¿Has usado huacanqui para alcanzar las mujeres?
  16. ¿Has ido al hechisero o a la guaca para pedir remedio o bebedizo para que te quieren las mujeres?
  17. ¿Has hablado u oído hablar las palabras deshonestas o cantares deshonestos, deleitándole en ellos?
  18. ¿Haste alabado de pecados y hechos deshonestos? ¿Y eso si fue con mentira?
  19. ¿Has sido alcahuete? ¿De soltero o de casado?
  20. ¿Has tenido polución voluntaria? ¿o tocamentos sucios contigo mismo?
  21. ¿Has usado del pecado nefando con alguna persona?
  22. ¿Has usado de bestialidad con algún animal?
(A las mujeres se han de hacer preguntas dichas, acomodándolas a personas. Y no se ha de preguntar de lo dicho más de lo que probablemente se entiende hecho el que se confiesa. En lenguas quechua y aymara se acomoden en las preguntas de este mandamiento con los vocablos pertenecientes a varón y mujer).

Nono mandamiento: no desearás la mujer ajena.

  1. ¿Has puesto a mirar mujeres y tenido deseo de pecar con ellas, ¿ Eran casadas? ¿O solteras? ¿O doncellas? ¿O parientas tuyas? ¿O de tu mujer?
  2. Ese mal deseo que te vino, ¿Apartástele de ti luego, o consentiste con él diciendo dentro de ti que pecaras con aquella mujer si pudieras?
  3. ¿Ha sido muy ordinario el desear mujeres de esa manera? ¿Y eso en con cuántas veces? ¿O son pocas veces?
  4. ¿Andas aficionado a alguna mujer? ¿Haste pulido y vestido bien para que se aficione a ti? ¿Qué tanto andas con esa afición?"
[Citado en: La mujer en la historia de Bolivia : imágenes y realidades de la colonia (Antologia) / Eugenia Bridikhina. -- La Paz: Anthropos, 2000. -- Depósito legal 4-1-1402-99. -- S. 137 - 139]

[DE] Aus dem Dritten Katechismus: Ratschläge an die Seelenarbeiter für die Katechisierung der Indios (1585)

"l. Da die Indios nun einmal unwissende und unerfahrene Leute in der Lehre des Evangeliums und die meisten von ihnen nicht von hoher und erhabener Fassungskraft oder gar schriftkundig sind, ist es zunächst vonnöten, dass man sie das Wesentliche unseres Glaubens lehre, das alle Christen wissen müssen. Dies nennt der Apostel die Elemente oder das Abc der Gotteslehre [Hebr 5, 11-14], was der Katechismus oder die Fibel enthält. Denn mit den Indios andere Dinge der Heiligen Schrift oder delikate Fragen der Theologie, der Sittenlehren oder Allegorien zu behandeln ist zur Zeit überflüssig und wenig nützlich, ähnlich der schweren Kost, die Zähne erfordert; das ist etwas für Menschen, die in der christlichen Religion bereits gewachsen sind, nicht aber für Anfänger. Es kommt nämlich vor, dass viele Indios, nachdem sie lange Zeit Predigten gehört haben, wenn ihr sie befragt, was sie denn von Christus halten und vom anderen Leben, ob es mehr als einen Gott gibt, und ähnliche Dinge des christlichen Abc, so unwissend sind, dass sie nicht einmal einen Schimmer von alledem haben, was ganz sicherlich eine große Schande ist, nachdem sie so viele Jahre zur Kirche gegangen sind und Gottes Wort vernommen haben.

2. Zum zweiten darf sich derjenige, der die Indios unterrichtet, nichts daraus machen, die wichtigsten Punkte der christlichen Lehre bei verschiedenen Gelegenheiten zu wiederholen, damit sie sich diese einprägen und vertraut machen: »Mir macht es nichts aus, euch dasselbe nochmals zu schreiben, euch aber dient es zur Festigung«, sagt der Apostel [Phil 3].
Und so verhält es sich mit diesen, und es ist von Vorteil, ihnen wie unwissenden Schülern die wesentlichsten Punkte unserer Religion einzuflößen, besonders in den Bereichen, in denen ihre Ignoranz besonders groß ist; so z. B. bezüglich der Einheit des einzigen Gottes, und dass man nur einen Gott anbeten darf; dass Jesus Christus Gott ist und Mensch, einziger Retter der Menschen; dass man durch die Sünde den Himmel verliert und der Mensch so auf immer verdammt wird; dass er getauft werden muss, um von der Sünde befreit zu werden, oder vollständige Beichte abzulegen hat; dass Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist ist; dass es ein anderes Leben gibt und ewige Strafe für die Bösen, ewige Herrlichkeit aber für die Guten. Diese wesentlichen Fundamente unseres Glaubens (wie sie die Schrift in Hebr 6 nennt), müssen ihnen bei allen Gelegenheiten wiederholt und ihnen so lange eingeprägt und nicht nur ungefähr kennen.

3. Der dritte Hinweis bezieht sich auf die Art und Weise, in der die Lehre vorgestellt und unser Glaube unterrichtet werden soll, so schlicht, einfach, klar und kurz nämlich, wie es die nötige Genauigkeit erlaubt. Ebenso der Stil der Predigten und Ansprachen an die Indios, der leicht verständlich und demütig statt hochtrabend und erhaben zu sein hat: keine zu langen Schlussfolgerungen, keine Umschweife, keine auserlesene Sprache und keine gekünstelten Begriffe, mehr in der Art, wie man sich unter Companeros unterhält, als nach Art von Bühnendeklamationen. Schließlich muss der Unterrichtende der Fassungskraft des Indios gewärtig sein, zu dem er spricht, und auf dessen Maß die Argumente zuschneiden; dies im Wissen, dass zu dicke Brocken die enge Kehle ersticken machen. Dazu ermahnt der Weise, wenn er sagt: »Doch dem Verständigen ist Erkenntnis ein leichtes« [Spr 14, 6].

4. Der vierte und wichtigste Hinweis besteht darin, dass die christliche Lehre derart unterrichtet werde, dass sie nicht nur vernommen wird, sondern auch überzeugt. Sosehr dies auch das Werk des Heiligen Geistes ist, dem es zukommt, das Gehör des Herzens zu öffnen und die Seele
aufzurichten, damit sie Dinge erfasse, die unser Verstehen übersteigen und nicht nach unserem Geschmack sind: die guten Argumente und die Wirkung dessen, der predigt oder unterrichtet, helfen doch viel. Wiewohl wir diese Geheimnisse auch nicht unmittelbar einsichtig machen können, so sind wir doch in der Lage sie als glaubhaft zu erweisen und von unserem Glauben Rechenschaft zu geben, wie die Schrift sagt [Ps 92; l Petr 3, 15]. So taten auch die Apostel, als sie den Juden und Heiden das Evangelium verkündeten, wobei sie sich bei den einen der Schriftzeugnisse bedienten, bei den anderen der guten Gründe und der Erkenntnisse ihrer Weisen [Apg 2, 3; 7, 13-17]. Deutlicher noch ist darauf hinzuweisen, dass bei den Indios sehr subtile Vernunftgründe nicht dienlich sind und sehr profunde Argumente nicht überzeugen. Was sie stärker überzeugt, sind schlichte Gründe, die an ihnen ihr Maß nehmen, sowie Vergleiche von Dingen, die unter ihnen gebräuchlich sind, auch Beispiele, die die Schrift erzählt, und vor allem, ihre Irrtümer aufzudecken und ihnen den Spott und die Täuschung aufzuzeigen, die sie enthalten, und ihren Lehrern, den Zauberern, ihre Autorität zu nehmen, indem man deren Unwissenheiten, Schwindel und Schlechtigkeiten offenlegt. Das ist sehr einfach, wenn man sich darum bemüht, ihre Riten und abergläubischen Praktiken von Grund auf kennenzulernen.

5. Schließlich steht aus Erfahrung fest, dass diese Indios (wie die übrigen Menschen) gemeinhin sich eher durch Gefühle überzeugen und bewegen lassen denn durch Vernunftgründe. Darum ist es wichtig, in den Predigten sich dessen zu bedienen, was das Gemüt anruft und erweckt, wie Schmähreden, Ausrufe und andere Formen, welche die Redekunst lehrt, aber viel mehr noch die Gnade des Heiligen Geistes, wenn das Gefühl des Verkünders des Evangeliums entbrennt. Der Apostel sagte: »Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch sein und in anderer Weise mit euch reden« [Gal 4, 20]. Kein Zweifel: wenn auch die Wirksamkeit seiner Briefe groß war, ungleich wirksamer waren seine Aussprache und sein Ausdruck, mit dem er allem, was er sagte, einen himmlischen Geist verlieh; darum rät der hl. Augustinus so sehr, dass der Prediger, der mit seinen Predigten das Wort Gottes anderen einflößen will, es mit Hilfe des Gebetes zunächst in sich selbst aufnehme (Lib. 4 de doctrina christiana, c. 15). Auch wenn dies allgemein für alle gültig ist: ganz besonders lässt sich erleben, dass die Indios, von Natur aus sanfte Wesen, wenn sie jemanden in gefühlvoller Art reden hören, außerordentlichen Gefallen daran finden und sich dadurch anregen lassen. Sie selbst nämlich haben in ihrer Art, miteinander zu sprechen, so viel Stimmungsvolles, dass es jemandem, der sie nicht kennt, als reine Manieriertheit und Ziererei erscheint. Der Gebrauch einiger Effekte außer der zu erteilenden Lehre, mit denen sich die Liebe zum Guten und die Verschmähung des Bösen wecken lässt, ist ein sehr wichtiges Unternehmen für denjenigen, der diese Indios zu unterweisen hat. Und all diese Ermahnungen sowie andere darüber hinaus darf der nicht geringachten, der ein Seelenarbeiter zu sein und das Geheimnis des Gotteswortes würdig zu behandeln trachtet."

[Quelle der Übersetzung: Gott in Lateinamerika : Texte aus fünf Jahrhunderte. Ein Lesebuch zur Geschichte / ausgewählt und eingeleitet von Mariano Delgado ...
-- Düsseldorf : Patmos, ©1991. -- ISBN 3-491-77041-6. -- S. 251f.]

Doctrina cristiana y catecismo

1584 - 1585

III. Concilio Provincial in Lima. Es wird u.a. ein Katechismus mit pastoralen Anhängen beschlossen

Doctrina christiana y catecismo para instrucción de los indios, y de las de mas personas, que han de ser enseñadas en nuestra sancta fé. Con un confessionario y otras cosas necessarias para los que doctrínan, que se contienen en la pagina siguente / compuesto por auctoridad del Concilio Provincial, que se celebra en la Ciudad de los Reyes, el año 1583 y per la misma traducido en las dos lenguas generales de esto Reyno, Quichua y Aymara. -- Lima : Antonio Ricardo, 1584. -- 168 S.

El cerro Potosí

1584


Extracción de plata en Potosí
Silbergewinnung in Potosí, 1584

La corona de España y la de Portugal

1580/02/01

El rey Felipe II ha logrado en corto tiempo (marcha de Fernado Alvarz de Toledo y Pimentel, duque de Alba) su exigencia de heredar la corona en Portugal y se lo proclama como Rey de Portugal Felipe I

König Felipe II hat in kurzer Zeit (Einmarsch von Fernando Alvarez de Toledo y Pimentel, Herzog von Alba) seinen Anspruch auf die Erbfolge in Portugal durchgesetzt und wird als Felipe I König von Portugal

1580 - 1640

La corona de España (Castilla- Aragón) y Portuga son unidas en una Persona.

Die Kronen von Spanien (Kastilien-Aragon) und Portugal sind in Personalunion vereint. Das portugiesische Kolonialreich (Brasilien u.a.) steht somit unter derselben Person wie das spanische. Portugiesen bleiben aber weiterhin von der Einwanderung und dem direkten Handel mit Hispano-Amerika ausgeschlossen.

Francisco de la Cruz - 1578

1578



P. Francisco de la Cruz OFM wird von der Inquisition
verurteilt, weil er die Zerstörung des Vizekönigtums Perú voraussagte und
das tausendjährige Reich in Amerika prophezeite. Außerdem vertrat er die
Polygamie. P. Luis López wird von der Inquisition verurteilt, weil er
die spanische Herrschaft als Provisorium betrachtete und das Auftreten eines
einheimischen peruanischen Herrschers verkündete.


Jesuítas en Potosí - 1577

1577

Los jesuítas fundan su primer asiento en Potosí

Die Jesuiten gründen ihre erste Niederlassung in Potosí


Buen Gobérno / Reverendo Rector General de la Compañía de Jesús de este reino / Obediencia / Orden muy obediente, en Lima y en el mundo. -- Der Rector general der Jesuiten mit zwei Patres, "ein sehr gehorsamer Orden in Lima und der ganzen Welt" [Guaman Poma de Ayala, 1615, Abb. 482]

Reunión de jesuitas en Lima -1576

1576-01



Die erste Versammlung der Jesuitenprovinz in Lima beschließt u.a.:

"Que la Compañá [de Jesus] haga dos Catecismos en las
dos lenguas, quechua y aymara, uno pequeño ... ya otro mayor y copioso. ...
Item: es necesario que se haga un Arte, Vocabulario, Confesionario y Cartilla,
con las oraciones en las dos lenguas." [Monumenta Peruana II, 67]

Moneda potosina - 1574

1574

Die Münze (Casa de moneda) von Potosí beginnt Silbermünzen zu schlagen. Die Prägungen sind von sehr schlechter Prägequalität und werden von Numismatikern als cob ("Hieb") bezeichnet, deutsche Numismatiker nannten sie Schiffsgeld, weil man irrtümlich annahm, dass diese rohen Prägungen auf den Schiffen bei der Überfahrt nach Spanien hergestellt wurden. Die Münzmarke von Potosí ist P bzw. PTS.


Abb.: Silber-cob aus Potosi (12 Gramm), um 1618 [Bildquelle: http://www.users.globalnet.co.uk/~travis1/or5.jpg. -- Zugriff am 2002-07-01]

Los inmigrantes españoles - 1574

1574
"Von den Spaniern, die nach Amerika gehen

Die Spanier wären in jenen Provinzen viel zahlreicher, wenn allen die Konzession gegeben würde, die eine solche wünschen. Es sind nun aber im allgemeinen die Arbeitsscheuen und die Männer hochfahrenden Gemüts und Geistes, die eher begierig sind, in kurzer Zeit reich zu werden, als in dem Land für immer wohnen zu bleiben, geneigt, aus diesen Reichen [der Krone Spaniens in Europa] in jene zu gehen. Sie geben sich nicht damit zufrieden, Essen und Kleidung dort sicher zu haben, woran es ihnen in jenen Ländern bei mäßigem Fleiß nicht mangeln kann, seien sie nun Handwerker und Bauern oder nicht; ihrer selbst vergessend streben sie nach Höherem und streifen faulenzend im Land umher und beanspruchen Ämter und Repartimientos. So werden diese Leute für sehr schädlich für Ruhe und Frieden des Landes gehalten, und deshalb wird so wenigen wie möglich die Konzession erteilt, in jenes Land zu fahren, besonders nach Peru, wo diese Leute äußerst abträglich gewesen sind, wie die Rebellionen und Unruhen gezeigt haben, die es dort gegeben hat. Daher dürfen nur die Inhaber von Ämtern in jene Länder fahren und in beschränktem Maße Gesinde und Dienstpersonal, welches sie brauchen, sowie diejenigen, die in den Kampf und zu neuen Entdeckungen ziehen, und die Händler und Kaufleute und ihre Faktoren, denen die Beamten in Sevilla die Konzession für eine begrenzte Zeit, die nicht über zwei oder drei Jahre hinausgeht, erteilen, und die eigene Waren und Besitz bis zu einem bestimmten Wert mitnehmen dürfen. Folgende Personen erhalten keine Erlaubnis, nach den In-dias zu fahren: Ausländer dieser Reiche, auch Portugiesen, dürfen dort weder wohnen noch arbeiten; aus diesen Reichen dürfen keine Juden oder Mauren oder Personen, die von der Heiligen Inquisition bestraft wurden, hinfahren. Verheiratete dürfen nicht ohne ihre Frauen fahren, mit Ausnahme der Händler und derjenigen, die mit zeitlicher Beschränkung fahren; ebenso keine entlaufenen Mönche und ehemaligen berberischen oder levantinischen Sklaven, sondern nur die Sklaven aus Manicongo und Guinea. Aber trotz des Verbotes und des Bemühens, das darauf verwendet wird, niemanden ohne Konzession hinüberfahren zu lassen, fahren sie, sich als Händler und Seeleute ausgebend, überall hin. [...]


Die Spanier jener Länder teilen sich in [zwei Gruppen,] die Konquistadoren, die an der Eroberung und Befriedung des Landes teilhatten, und die ersten Siedler; diese alle sollen bei den Zuteilungen der Indios, wenn sie neu vergeben werden oder freigeworden sind, und bei der Vergabe von Ämtern und anderen Nutzungen des Landes bevorzugt werden, zuvörderst
die Konquistadoren und dann die Siedler, die von Rechts wegen am meisten begünstigt werden. Nicht alle Einwohner werden Bürger der One genannt, sondern nur diejenigen, die Repartimientos in dem Land haben, und diese können sie nicht haben, wenn sie das Land ohne Genehmigung verlassen. Sie sind verpflichtet, Waffen und Pferde für seine Verteidigung zu halten. Die übrigen sind Landwirte, Bergleute und Handwerker mit verschiedensten Berufen - davon gibt es in jenen Ländern sehr gute, sowohl Indios als auch Spanier -, und Kaufleute und Händler oder deren Faktoren. Den sichersten und angesehensten Erwerbszweig des Landes bilden die Tribute und Zuteilungen von Indios, die man nicht abtreten, verkaufen, umtauschen oder veräußern kann, weil sie nur auf zwei Lebensalter vergeben werden; danach sind sie wieder frei oder fallen an die Krone zurück. Die ertragreichsten Unternehmungen jener Länder waren immer die Gold- und Silberminen; dabei stand an erster und allgemeinster Stelle die Goldmine und an zweiter die Silbermine dort, wo es kein Gold gab, wohl aber reiche Silberminen entdeckt wurden. Nach den Minen kommt dann der Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, hauptsächlich Weizen, Wein, Wolle, Früchte, Geflügel und Vieh aus Spanien. Wolle und Häute ebenso wie etwas Seide werden schon in diese Reiche von Neu-Spanien und nach den Inseln des
Nördlichen Meeres6 gebracht, desgleichen viel Zucker, Röhrenkassie, Edelhölzer. Nach Amerika werden aus Spanien Wein, Öl, Tuche und Seiden und Leinen, Eisen und Stahl und Gegenstände daraus wie Waffen und Werkzeuge sowie Bücher, Papier, Bekleidung, Geschirr und andere angefertigte Kleinigkeiten, die in Amerika noch nicht hergestellt werden, gebracht."

[López de Velasco, Juan: Geografia y descripción universal de las Indias desde el año de 1571 al de 1574. -- Übersetzung: Der Aufbau der Kolonialreiche / hrgg. von Matthias Meyn ... -- München : Beck, ©1987.
-- (Dokumente zur Geschichet der europäischen Expansion ; Bd. 3)

Los españoles que vienen a las Indias


1574
"Von den Spaniern, die nach Amerika gehen

Die Spanier wären
in jenen Provinzen viel zahlreicher, wenn allen die Konzession gegeben
würde, die eine solche wünschen. Es sind nun aber im allgemeinen die
Arbeitsscheuen und die Männer hochfahrenden Gemüts und Geistes, die eher
begierig sind, in kurzer Zeit reich zu werden, als in dem Land für immer
wohnen zu bleiben, geneigt, aus diesen Reichen [der Krone Spaniens in
Europa] in jene zu gehen. Sie geben sich nicht damit zufrieden, Essen und
Kleidung dort sicher zu haben, woran es ihnen in jenen Ländern bei mäßigem
Fleiß nicht mangeln kann, seien sie nun Handwerker und Bauern oder nicht;
ihrer selbst vergessend streben sie nach Höherem und streifen faulenzend
im Land umher und beanspruchen Ämter und Repartimientos. So werden diese
Leute für sehr schädlich für Ruhe und Frieden des Landes gehalten, und
deshalb wird so wenigen wie möglich die Konzession erteilt, in jenes Land
zu fahren, besonders nach Peru, wo diese Leute äußerst abträglich gewesen
sind, wie die Rebellionen und Unruhen gezeigt haben, die es dort gegeben
hat. Daher dürfen nur die Inhaber von Ämtern in jene Länder fahren und in
beschränktem Maße Gesinde und Dienstpersonal, welches sie brauchen, sowie
diejenigen, die in den Kampf und zu neuen Entdeckungen ziehen, und die
Händler und Kaufleute und ihre Faktoren, denen die Beamten in Sevilla die
Konzession für eine begrenzte Zeit, die nicht über zwei oder drei Jahre
hinausgeht, erteilen, und die eigene Waren und Besitz bis zu einem
bestimmten Wert mitnehmen dürfen. Folgende Personen erhalten keine
Erlaubnis, nach den In-dias zu fahren: Ausländer dieser Reiche, auch
Portugiesen, dürfen dort weder wohnen noch arbeiten; aus diesen Reichen
dürfen keine Juden oder Mauren oder Personen, die von der Heiligen
Inquisition bestraft wurden, hinfahren. Verheiratete dürfen nicht ohne
ihre Frauen fahren, mit Ausnahme der Händler und derjenigen, die mit
zeitlicher Beschränkung fahren; ebenso keine entlaufenen Mönche und
ehemaligen berberischen oder levantinischen Sklaven, sondern nur die
Sklaven aus Manicongo und Guinea. Aber trotz des Verbotes und des
Bemühens, das darauf verwendet wird, niemanden ohne Konzession
hinüberfahren zu lassen, fahren sie, sich als Händler und Seeleute
ausgebend, überall hin. [...]


Die Spanier jener Länder teilen sich in [zwei Gruppen,] die
Konquistadoren, die an der Eroberung und Befriedung des Landes teilhatten,
und die ersten Siedler; diese alle sollen bei den Zuteilungen der Indios,
wenn sie neu vergeben werden oder freigeworden sind, und bei der Vergabe
von Ämtern und anderen Nutzungen des Landes bevorzugt werden, zuvörderst
die Konquistadoren und dann die Siedler, die von Rechts wegen am meisten
begünstigt werden. Nicht alle Einwohner werden Bürger der One genannt,
sondern nur diejenigen, die Repartimientos in dem Land haben, und diese
können sie nicht haben, wenn sie das Land ohne Genehmigung verlassen. Sie
sind verpflichtet, Waffen und Pferde für seine Verteidigung zu halten. Die
übrigen sind Landwirte, Bergleute und Handwerker mit verschiedensten
Berufen - davon gibt es in jenen Ländern sehr gute, sowohl Indios als auch
Spanier -, und Kaufleute und Händler oder deren Faktoren. Den sichersten
und angesehensten Erwerbszweig des Landes bilden die Tribute und
Zuteilungen von Indios, die man nicht abtreten, verkaufen, umtauschen oder
veräußern kann, weil sie nur auf zwei Lebensalter vergeben werden; danach
sind sie wieder frei oder fallen an die Krone zurück. Die ertragreichsten
Unternehmungen jener Länder waren immer die Gold- und Silberminen; dabei
stand an erster und allgemeinster Stelle die Goldmine und an zweiter die
Silbermine dort, wo es kein Gold gab, wohl aber reiche Silberminen
entdeckt wurden. Nach den Minen kommt dann der Handel mit
landwirtschaftlichen Produkten, hauptsächlich Weizen, Wein, Wolle,
Früchte, Geflügel und Vieh aus Spanien. Wolle und Häute ebenso wie etwas
Seide werden schon in diese Reiche von Neu-Spanien und nach den Inseln des
Nördlichen Meeres6 gebracht, desgleichen viel Zucker, Röhrenkassie,
Edelhölzer. Nach Amerika werden aus Spanien Wein, Öl, Tuche und Seiden und
Leinen, Eisen und Stahl und Gegenstände daraus wie Waffen und Werkzeuge
sowie Bücher, Papier, Bekleidung, Geschirr und andere angefertigte
Kleinigkeiten, die in Amerika noch nicht hergestellt werden, gebracht."


[López de Velasco, Juan: Geografia y descripción universal de las
Indias desde el año de 1571 al de 1574. -- Übersetzung: Der Aufbau der
Kolonialreiche
/ hrgg. von Matthias Meyn ... -- München : Beck, ©1987.
-- (Dokumente zur Geschichet der europäischen Expansion ; Bd. 3)

En nombre del Señor 1560-1570


Padres. castigan cruelemente los dichos padres a los niños de cinco años;
han de entrar a la doctrina de siete años; han de salir a las comunidades y
obligaciones; entiéndase muchado que no muchacha / muchachados de la doctrina
diez años, que no pase a más / doctrina. -- Fünfjährig werden die einheimischen Buben zum Pfarrgeistlichen gebracht,
der sie misshandelt [Guaman Poma de Ayala, 1615, Abb. 599]


Un cura sexómano mata a palazos a un nativo que trató de proteger a niñas nativas de una violación por el eclesiástico.
Ein geiler Pfarrgeistlicher erschlägt einen Einheimischen, der die
einheimischen Mädchen vor der Vergewaltigung durch den Geistlichen beschützen
wollte [Guaman Poma de Ayala, 1615, Abb. 608]


Un dominicano obliga a una aborigen a tejer para él.
Ein Dominikaner zwingt eine Einheimische, für ihn zu weben [Guaman Poma de
Ayala, 1615,
Abb. 659]


Plata: Barras o monedas?

1573 - 1574

In La Plata (Sucre) prägt eine Münze (Casa de moneda) Silbermünzen. Die Münzmarke von La Plata ist PTA bzw. P [nicht unterscheidbar von Potosí P] Ab 1574 wird stattdesssen in Potosí geprägt. Die Prägung in Hispanoamerika sollte verhindern, dass ungeprägtes Silber am Fiskus vorbeigehen konnte. Die Münzstätten mussten ein Fünftel (quinto) an den König abliefern. Trotzdem bleiben weiter Silberbarren (Gewicht 22 bis 26 kg) im Umlauf. Diese müssen münzähnliche Markierungen tragen.


Abb.: Silberbarren aus dem 17. Jhdt.

Bedeutung der Markierungen:

  • römische Ziffern: Feingehalt: 2376 Teile Reinsilber auf einer Skala von 0 bis 2400
  • arabische Ziffern: Gewicht (ca. 32,5 kg)
  • Stempel: Steuern wurden bezahlt
  • Buchstaben: Prüfer, Versender, Besitzer
  • ausgebrochene Stelle rechts: Probenentnahme zur Feingehaltsbestimmung

[Quelle: Walton, Timothy R. <1948 - >: The Spanish treasure fleets. -- Sarasota, FL : Pineaple, ©1994. -- ISBN 1561640492. -- {Wenn Sie HIER klicken, können Sie dieses Buch bei amazon.de bestellen}]

La lucha por los mares

1572


Abb.: Sir [! seit 1580] Francis Drake, Seeräuber im Dienste der englischen Königin

[Bildquelle: http://www.smithsonianmag.si.edu/smithsonian/issues97/jan97/drake_jpg.html

Abb.: Sir [! seit 1580] Francis Drake, Seeräuber im Dienste der englischen Königin

[Bildquelle: http://www.smithsonianmag.si.edu/smithsonian/issues97/jan97/drake_jpg.html
"Ihr werdet sagen, dieser Kerl ist ein Teufel, der bei Tage raubt und nachts betet. So ist es. Mein Verhalten ist aber ebenso gerechtfertigt wie dasjenige des spanischen Vizekönigs, der die Anweisungen eines Schreibens König Philpps ausführt. So hat auch mir meine Landesherrin befohlen, in diese Gegenden (Westindien) zu kommen. Ich hab's getan -- und ob es unrecht ist oder nicht, wird sie am besten wissen."

Francis Drake zu gefangenen Spaniern
Der englische Kapitän und Seeräuber Francis Drake (um 1540 bis 1596) kapert in Panama das Schiff Nuestra Señora de la Concepción der spanischen Silberflotte. Er erbeutet dabei neben einem riesigen Silberschatz und zahlreichenSchmuckstücken auch 40 Tonnen Münzen. Die Beute teilt er mit dem englischen königlichen Hof (Elizabeth I.) soeie den Adeligen und leitenden Beamten des königlichen englischen Hofes, die mit Kapitalanteilen Schiffe und Ausrüstung Drakes finanziert haben ("Investieren sie in Seeräuberei"!). Drake ist einer von den vielen Piraten, Freibeutern und Kaperern, die es auf die spanische Silberflotte abgesehen haben.

* Piraten: gewöhnliche Seeräuber, die nicht auf die Nationalität des beraubten Schiffes achten
* Freibeuter: private Krieger, die mit stilschweigender Billigung einer Nation (im Falle von Spanisch-Amerika vor allem England, Frankreich, Niederlande) einen nicht erklärten Krieg gegen Schiffe bestimmter Nationen richten. Die Freibeuter der Karibik nennen sich boucaniers (Bukaniere)
* Kaperer: sind Freibeuter, die eine offizielle Beglaubigung durch eine Regierung besitzen (Kaperbrief).

Freibeuter und Kaperer werden völkerrechtlich oft nicht als Räuber sondern als Kriegsteilnehmer bewertet. Immer wenn in Europa seefahrende Nationen Konflikte hatten, blühte die Freibeuterei und Kaperei. In Friedenzzeiten kehrten die Freibeuter und Kaperer wieder zur Piraterie zurück.

Piraten hatten nur dann etwas von ihrer Beute, wenn sie sie auch losschlagen konnten. Da sie völkerrechtlich geächtet waren, konnten sie in den "zivilisierten" Seefahrernationen nicht legal handeln (in England wurden sie schwer bestraft). Viele nordamerkanische Kolonien (und ihre Gouverneure) kooperierten aber mit den Piraten und waren der ideale Handelsplatz für Piratenbeute (so konnten die Kolonien nebenher auch noch ihr Mutterland England schädigen).

"Das Ungeheuer Francis Drake

Am leidenschaftlichsten wurde diese Übereinkunft von England befürwortet. Das Königreich war damals der schwächste Partner in dem exklusiven Kreis der Seefahrernationen, und vielleicht erkannten gerade deshalb die britischen Staatsmänner und Herrscher besonders früh, dass England daraus den größten Nutzen ziehen konnte. Seine Piraten hatten fast ausnahmslos nichts anderes im Sinn, als in den Freiräumen der Meere Beute zu machen. Aber diejenigen von ihnen, die immerhin Anflüge von Format besaßen, achteten sorgsam darauf, dass ein hoher Prozentsatz des Geraubten am Königshof abgeliefert wurde - manchmal war es fast die Hälfte.

Das englische Freibeutergewerbe wurde erstmals von John Hawkins auf einen bemerkenswerten Stand gebracht. Er entstammte einer Familie von Kaufleuten und Schiffseignern aus Plymouth. 1562, 30 Jahre alt, segelte er mit einer Dreierflottille zu seiner ersten Fahrt nach Afrika. An der Sierra Leone überfiel er portugiesische Schiffe, raubte dreihundert Negersklaven und verkaufte sie mit riesigem Gewinn in Haiti. Königin Elisabeth I. wusste offiziell nichts von dieser Fahrt, was sie aber nicht hinderte, höchst offiziell die prachtvollen Perlen zu tragen, die ihr Hawkins aus Westindien mitbrachte.

1566 wurde John Hawkins von einem jungen Mann besucht, einem entfernten Verwandten seiner Familie. Dieser Francis Drake hatte sich kürzlich unter Kapitän John Lovell an einer Fahrt nach Mexiko beteiligt; sie war ein katastrophaler Misserfolg gewesen, die Engländer wurden von den Spaniern völlig ausgeraubt. Von dieser Fahrt brachte Francis Drake vollendete seemännische Kenntnisse und einen maßlosen Hass auf die Spanier mit. Hawkins bereitete für das folgende Jahr eine neue Kaperexpedition vor. Im Oktober 1567 lichteten sechs Schiffe die Anker. Das Flaggschiff »Jesus von Lübeck«, 700 Tonnen groß, hatte Königin Elisabeth dem Flottillenchef Hawkins selbst zur Verfügung gestellt; sie war an dem Unternehmen noch mit einem zweiten Schiff, der »Minion«, beteiligt. Francis Drake befehligte eine kleine Barke von 50 Tonnen, die »Judith«. An der Guineaküste erbeuteten die Engländer 500 Sklaven und segelten mit ihnen nach Amerika. Die Fahrt war ein halber Rachezug, denn sie liefen die Hafenstadt Rio de la Hacha an, in der Kapitän Lovell und Drake 1565 ausgeplündert worden waren. Als die Spanier jeden Handel mit den Engländern ablehnten, landete ein Kommando zu einem Plünderungszug, anschließend wurde die Stadt beschossen. Erst jetzt erklärten sich die Bewohner bereit, die Sklaven abzukaufen. Auf der Rückfahrt kamen die Schiffe in ein schweres Unwetter, des Flaggschiff schlug leck, Hawkins und Drake mussten in San Júan de Ulloa bei Veracruz Schutz suchen. Am nächsten Tag fuhren dreizehn spanische Geleitschiffe in den Hafen ein. Hawkins
und der spanische Befehlshaber vereinbarten ein neutrales Verhalten. Wenig später brachen die Spanier jedoch das Abkommen, eröffneten das Feuer auf die britischen Schiffe und töteten jeden Engländer, der sich an Land befand. Hawkins und Drake konnten zwar vier Spanier in den Grund bohren, verloren aber selbst die »Jesus von Lübeck« und drei weitere Schiffe; nur die »Minion« und die »Judith« retteten sich, schwer beschädigt, aufs offene Meer. Drake erreichte am 20. Januar 1569 Plymouth, seine »Judith« kroch mehr in den Hafen als dass sie segelte. Eine Woche später erreichte auch Hawkins die Küste von Cornwall. Die »Minion« war in einem so jämmerlichen Zustand, dass er sie von hier nach Plymouth schleppen lassen musste.

Das Missgeschick der beiden Korsaren wurde in England als eine quasi öffentliche Demütigung empfunden. Hawkins und Drake, die sich genaugenommen nur hatten übertölpeln lassen, unterstützten diese Meinung durch kräftige Klagen über die Wortbrüchigkeit der Spanier. Der königliche Hof zeigte lebhaftes Verständnis für diese Version, denn durch den Verlust der »Jesus von Lübeck«, durch die unerfüllte Hoffnung auf ihren Anteil an der Beute und die havarierte »Minion« war auch Elisabeth I. geschädigt worden. Bei Hawkins hielten sich Rachegefühl und Resignation die Waage, Drakes verletzter Stolz dagegen ließ keine andere Empfindung zu als Hass.

Sein nächstes Unternehmen bereitete er außerordentlich gründlich vor. 1570 segelte er mit zwei kleinen Schiffen zu einer Erkundungsfahrt nach Westindien. Drake war zwar inzwischen in die Königliche Marine aufgenommen worden, doch die Expedition unternahm er auf eigene Faust, ebenso eine zweite Rekognoszierungsfahrt mit nur einem Schiff im darauffolgenden Jahr. Er lernte die Inseln der Karibik, die Küste Südamerikas, die Strömungen, Untiefen und Windverhältnisse, die Schlupfwinkel und versteckten Naturhäfen so gut kennen, als wäre er dort aufgewachsen. Drake wusste jetzt auch bis in die Einzelheiten, wie die spanischen Galeonen mit Gold beladen wurden, wie ihr Geleitzugsystem funktionierte, wie die Schatzschiffe gesichert wurden. Im Jahre 1626, dreißig Jahre nach dem Tod von Francis Drake, veröffentlichte einer seiner Neffen einen Bericht über das Unternehmen, zu dem Drake 1572 mit nur zwei Schiffen aufbrach. Die Notizen erschienen unter dem Titel »Sir Francis Drake redivivus fordert dieses stumpfsinnige und verweichlichte Zeitalter auf, seinen noblen Schritten nach Gold und Silber zu folgen«. Die »noblen Schritte nach Gold und Silber« des Kapitäns Drake machten seinen Namen binnen wenigen Monaten in ganz Europa berühmt und berüchtigt. Es war eines der verwegensten Projekte der ganzen Epoche, würdig auch des Beinamens, mit dem Königin Elisabeth inzwischen von spanischen und französischen Diplomaten ausgezeichnet wurde: »Perfide, freche Jezabel des Nordens«. Und wirklich mehr als frech - sofern dieses Wort die Drakesche Expedition treffend charakterisiert - war seine spektakuläre Kaperfahrt, zu der er im Mai 1572 auslief.

Die Besatzung hatte Drake ausnahmslos aus Freiwilligen zusammengestellt, aus blutjungen Seeleuten, insgesamt 73 Mann. Ein volles Jahr trieb sich Drake mit ihnen an der Nordküste Panamas herum, überfiel Städte und Garnisonen, kaperte Fregatten, lieferte sich Gefechte mit spanischen Truppen, tauchte blitzschnell und völlig unerwartet auf, landete einen Coup und verschwand ebenso rasch, als hätte ihn die See verschluckt - offensichtlich ein ebenso genialer wie verrückter Abenteurer, der es nur darauf angelegt hatte, seinen Hals zu riskieren, aber mit dem Teufel im Bunde sein musste, weil er jeder Falle entschlüpfte.

Verrückt musste er deshalb sein, weil er auf eigene Faust, aber namens angemaßter Stellvertretung des kümmerlichen Inselkönigreiches England, die Weltmacht Spanien zu attackieren wagte, vielmehr: Ein einzelner Mann mit zwei kleinen Schiffen und einem Haufen verwegener Burschen führte Krieg gegen den spanischen König, gegen den faktischen Herren der Welt in dieser Zeit. Die Hälfte von Drakes Raubzügen schlug fehl, endete ganz anders als geplant, aber sein jähes Hervorbrechen und urplötzliches Verschwinden, die Tollkühnheit seiner Angriffe mit wenigen Männern, die Unverschämtheit, mit der er sowohl an Land als auch auf See alles überfiel, was ihm einen Versuch wert zu sein schien, festigte seinen Ruf bei den Spaniern: Der Einzelgänger Drake war kein normaler Kapitän, sondern ein Ungeheuer des Meeres. Dementsprechend wurde sein Name spanisch abgewandelt: »El draque — der Drache«. Soweit es die Mischung aus Bewunderung und Wut betraf, die darin lag, glaubte auch Drake selbst an seine »Ungeheuerlichkeit« , denn er war maßlos eitel auf seine Tollkühnheit und seemännische Überlegenheit und hatte unstreitig auch ein gewisses Recht dazu.

Sein Hauptziel war es, einen der großen Silber- und Goldtransporte, die von Peru über Land nach Panama zum Hafen Nombre de Dios gingen, zu überfallen. Ein erster Versuch missglückte, der zweite wurde ein voller Erfolg. Der Transport bestand aus fast zweihundert Packtieren; um die ganze Beute fortzuschleppen, war die Zahl der Engländer zu gering, sie beschränkten sich deshalb auf das Gold. Anfang August 1573 fuhren die Schiffe Drakes in den Hafen von Plymouth ein, schwer beladen mit einer ungeheuren Beute.

Die Achillesferse Spaniens

England jubelte, Spanien schäumte vor Zorn, Francis Drake lachte - und plante das nächste Piratenstück, ein Projekt, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Dass er, der Seemann, die Geldtransporte nach Panama an Land überfallen musste, passte so zu ihm, als wäre ein Hai gezwungen, außerhalb des Wassers zu jagen. Die Konvois über den Atlantik waren schwer bewacht; ein Überfall im Alleingang hatte von vornherein keine Aussicht, nur mit einem größeren Schiffsverband war ein erfolgreicher Angriff möglich. Dazu aber konnte sich die Königin nicht entschließen, England fehlte noch bei weitem die maritime Macht, um Spanien offen herauszufordern, so stetig Elisabeth I. auch die Flotte vergrößern ließ.

Andererseits handelte es sich bei dem Verbindungsweg zwischen der Karibik und dem iberischen Mutterland um den Lebensnerv des spanischen Weltreichs. Der gesamte Staatsschatz hing völlig von den Silber- und Goldtransporten über den Atlantik ab; wenn dieser Zustrom versiegte oder auch nur kurze Zeit unterbrochen wurde, konnten die Truppen in den Niederlanden nicht besoldet, die neuen Schiffe nicht gebaut, die europäische Politik Spaniens nicht fortgeführt werden. In der Karibik und in Peru, das die größten Goldvorräte besaß, befand sich die Achillesferse Spaniens.

Drake erreichte eine Audienz und entwickelte der Königin seinen Plan. Das Edelmetall aus den Minen Perus wurde zu den Häfen der Pazifikküste Amerikas gebracht und dort auf die Schatzschiffe verladen, die nach Norden in den Golf von Panama fuhren. Hier wurden die Lasten auf Maultiere umgeladen und über die Landenge zu den karibischen Häfen transportiert, um dann an Bord der Schiffe nach Europa zu kommen. Drake hatte vor, durch eine Umsegelung Südamerikas in den Pazifik vorzudringen. Die Durchquerung der Magellanstraße war zwar nach dem Bericht Pigafettas das Entsetzlichste, was Seefahrer durchmachen könnten, aber er, Drake, schrecke vor nichts zurück. Auf der pazifischen Seite würde er dann in dem gewaltigsten Raubzug, den die Piratengeschichte kannte, die Schiffe des spanischen Königs ausplündern.

Elisabeth I. hungerte kaum weniger nach Gold als Drake. Der Plan versetzte sie in helle Begeisterung, sie versicherte Francis Drake, dass er ihre volle Unterstützung erhalten werde, und sie würde sich an dem Unternehmen auch finanziell beteiligen; offiziell könne und dürfe sie allerdings mit der Piratenfahrt nichts zu tun haben, besonders weil im Augenblick das Verhältnis Englands zu Spanien aufmerksamer denn je gepflegt werden müsse. Drake hatte für alles Verständnis, er wollte nichts weiter, als mit stillschweigender königlicher Rückendeckung seine Schiffe ausrüsten und schnellstens aufbrechen. Die Vorbereitungen wurden nicht eigens getarnt, um keine Neugier und keine Gerüchte zu wecken. Drake wusste, dass er seine Pläne am sichersten geheimhielt, wenn er möglichst offen vorging. Am 15. November 1577 verließ er mit fünf Seglern England.

Drakes Fahrt ähnelte in vielem dem Unternehmen Magellans, allerdings nur in nebensächlichen Dingen; beide brachen mit fünf Schiffen auf, beide mussten Meutereien niederschlagen, beide verloren Schiffe in Stürmen, beide Expeditionen endeten damit, dass nur ein einziges Schiff in den Heimathafen zurückkehrte. Drake durchquerte die Magellanstraße in der erstaunlich kurzen Zeit von sechzehn Tagen, mit drei Schiffen erreichte er im Herbst 1578 den Pazifik, verlor in einem wochenlangen Sturm zwei weitere Schiffe und segelte schließlich allein mit seinem Flaggschiff »Golden Hind« nach Norden.

Mit einem Überfall Valparaisos begann sein beispielloser Kaperzug. Er lief in den Hafen ein, plünderte die Stadt, raubte die Kirchen aus und überholte dann in aller Ruhe das Schiff, ergänzte die Vorräte und lag auf der Reede, bis sich die Mannschaft von den Strapazen erholt hatte. Während der nächsten fünf Monate segelte er ohne Hast die Küste entlang nach Norden, systematisch die Hafenstädte plündernd, über eine Strecke von mehr als 3000 Kilometer bis Lima. Die Stadt war der zentrale Stapelplatz für die Schätze Perus. Im Hafen ankerten zwölf große spanische Schiffe, die Kapitäne fühlten sich so sicher, dass die ganze Takelage an Land war; kein Mensch rechnete mit einem Überfall. Drake hatte kaum jemals so leichte Beute gemacht und noch nie in solchen Dimensionen.

In Lima erfuhr er, dass vor kurzem eine besonders große Galeone mit vielen Tonnen Silber, Gold und Schmuck nach Panama gesegelt war; das Schiff war allerdings schwer bestückt. Drake setzte dem Spanier sofort nach, holte ihn knapp jenseits des Äquators ein und konnte ihn trotz seiner Geschütze und der starken Besatzung entern. Außer Gold und Silber befanden sich unter Deck dreizehn Truhen mit Schmuck, Edelsteinen und anderen Kostbarkeiten. Drake dehnte seinen Piratenzug bis nach Mexiko aus, als Beute nahm er jetzt nur noch Gold und Perlen mit. Den Nordkurs hatte er deshalb eingeschlagen, weil er den amerikanischen Kontinent nach einer Nordwestpassage absuchte. Er drang bis zum 48. Breitengrad vor. Auf der Höhe der Insel Vancouver gab er das Projekt auf, überquerte im Gefolge Magellans den Pazifik, erreichte die Molukken, wurde von den Herrschern freundlich empfangen, belud den restlichen Laderaum seiner »Golden Hind« mit den kostbarsten Gewürzen und nahm endlich Kurs in die Heimat, quer durch den Indischen Ozean und seine Stürme, um das Südkap Afrikas und durch den Atlantik vorbei an den Azoren. Im Herbst 1580 tauchte die »Golden Hind« vor Plymouth auf, zerlumpt und abgerissen wie ihre Besatzung, ein jämmerliches Schiff, doch bis über den Freibord beladen mit einem ungeheueren Schatz: die »Golden Hind«, der berühmteste Segler der Epoche.

Vom Räuber zum Ritter

Niemand hat nach so langer Zeit noch mit der Rückkehr Drakes gerechnet. Der Hafenkommandant von Plymouth begrüßt das Schiff mit Salutschüssen, die Stadt taumelt vor Begeisterung, der Jubel brandet über das Land, die Nachricht von Drakes Ankunft erreicht London in der Nacht, die Menschen rütteln sich gegenseitig wach, sie strömen auf die Straße, auch die Königin wird im Palast von St. James geweckt, sie wirft ein Neglige über, trommelt ihre Räte zusammen - so wird erzählt - und stammelt ihnen die Nachricht entgegen: »Drake ist zurück, er hat die Welt umsegelt!« Dabei rinnen Tränen über ihre Wangen.

Francis Drake hatte dem Namen seines Schiffes auch in einem materiell messbaren Sinn alle Ehre gemacht. Die spanische Regierung war laufend über die mutmaßliche Größe der Schäden, die ihr Drake zufügte, informiert worden; der Gesamtumfang der Beute jedoch - in Spanien auch jetzt mehr durch Gerüchte als durch exakte Schätzungen bekannt - trieb die Erregung in Madrid auf den Höhepunkt. Philipp II. hatte sich schon nach den ersten Meldungen von Drakes Überfällen im Pazifik heftig in London beschwert. Seine Proteste wurden zunehmend schriller, als die Goldverluste so anstiegen, dass sich die Gefahr einer unmittelbaren Auswirkung auf das spanische Schiffsbauprogramm und die Besoldung der Truppen im Niederländischen Krieg abzeichnete. In heutiger Währung - vorsichtig geschätzt und samt den unerlässlichen Vorbehalten bei Umrechnungen — betrug die Beute auf der »Golden Hind« mehr als 56 Millionen DM. Die Hälfte davon war persönliches Eigentum der englischen Königin.

Nicht nur deshalb bestritt Elisabeth dem spanischen König gegenüber energisch, dass sie auch nur das geringste von den Überfällen Drakes gewusst habe; sie wehrte schon bei der ersten Demarche Madrids eineinhalb Jahre vorher alle Verdächtigungen und angedeuteten Mutmaßungen über ihre Mitwisserschaft, Billigung oder gar aktive Unterstützung ebenso scharf wie scheinheilig ab. Nach der triumphalen Rückkehr Drakes ging es jedoch nicht mehr nur um Gold und Edelsteine; es ging darum, dass Drake mit der ersten Weltumsegelung eines englischen Schiffes, mehr als ein Halbjahrhundert nach der Fahrt Magellans, die Überzeugung der Wortführer einer britischen Ozeanopolitik am Königshof — der »Navalisten« oder »Blue-Water« -Vorkämpfer- bewahrheitet hatte: »Wer das Meer beherrscht, der beherrscht die Welt.« Mit der Ankunft der »Golden Hind« in Plymouth begann Englands neue Zukunft. Und deshalb wies Elisabeth die spanische Forderung, dass alles von Drake Geraubte an Madrid zurückgegeben und »der größte Dieb der bekannten Welt« kategorisch bestraft werden müsse, kühl und ebenso kategorisch zurück. Es gäbe keine Beweise, dass Drake tatsächlich spanisches Gut geraubt habe; immerhin, sie werde die Angelegenheit gründlich und in Ruhe prüfen lassen.

Sie lud Drake zu einer Audienz und prüfte zunächst die Qualität der erbeuteten Schätze, und Drake überreichte ihr eine große Goldschüssel, gefüllt mit den herrlichsten Edelsteinen. Elisabeth war überwältigt, sie ließ umgehend eine neue Krone anfertigen. Die drei größten Smaragde prangten auf dem Diadem, die Königin zeigte sich damit am Neujahrsfest 1581 in der Öffentlichkeit. Francis Drake war jetzt zwar nicht mehr »ihr kleiner Pirat«, sie feierte ihn als »Helden des Landes«, als Ruhm Englands, aber sie passte trotzdem ihr Verhalten sorgfältig der außenpolitisch unvermindert delikaten Situation Englands an. Drake musste für einige Monate unter eine Art Tarnkappe; sein Schiff wurde, flankiert von Wachbooten, in ein Trockendock nach Deptford Yard an der Themse, zwischen den Surrey Docks und Greenwich, gebracht und dem spanischen Botschafter Don Bernardino de Mendoza gegenüber die Existenz Drakes und seine Affäre in der Schwebe gelassen. Das Verhältnis Englands zu Spanien in diesen Jahren legte eine solche Taktik nahe; dem unerklärten Krieg auf See durfte noch nicht der erklärte Krieg an Land folgen. Von Monat zu Monat wurde jedoch deutlicher, dass sich Spanien auf England als seinen hartnäckigsten und England auf Spanien als seinen gefährlichsten Feind konzentrierte - doch solange noch die geringste Hoffnung bestand, ein Arrangement zwischen beiden Mächten herzustellen, legten weder Philipp II. noch Elisabeth I. die Masken ab. Immerhin entschloss sich die Königin im April 1581 zu einem Schritt, den ganz England längst erwartete. Sie besuchte mit großem Gefolge Englands berühmten Seehelden auf seiner legendären »Golden Hind«. Drake und die Besatzung erwarteten die Herrscherin in Festkleidung, alle Schiffe im Hafen hatten über Topp geflaggt, und die Seeleute jubelten der Königin in ihrem Staatsboot mit dem traditionellen Ruf zu, den jedes weibliche Wesen auslöste, das sich damals einem Schiff mit Matrosen näherte: »Whore, Whore! - Hure, Hure!« Und die Königin, Queen Bess, durchaus in Einklang mit dem Vulgären ihrer Zeit, in der Welt Shakespeares genauso zu Hause wie in den Labyrinthen der Diplomatie, in den gemeinsten Seemannsflüchen ebenso bewandert wie in den erquickenden Bedrängnissen der Liebesnöte - Elisabeth nahm die Ovation ihres Seevolks strahlend und mit souveränem Witz entgegen; sie rief zurück: »Ay, ay! Seid ihr doch alle meine lieben Kinder!«

Auf den teppichbelegten Planken der »Golden Hind« trat Francis Drake der Königin entgegen, er verneigte sich, beugte das Knie. Elisabeth lächelte ihm zu und meinte, freimütig auf die spanischen Beschwerden anspielend, sie sei mit einem Schwert gekommen, um ihm den Kopf abzuschlagen. Drake blieb knien, und auf ein Zeichen Elisabeths trat der französische Gesandte vor und schlug in Stellvertretung der Königin den erfolgreichsten aller Piraten zum Ritter. Drake, in den Adelsstand erhoben und von nun an Sir Francis, wurde zum Vizeadmiral der Flotte ernannt."

[Diwald, Hellmut <1929 - >: Der Kampf um die Weltmeere. -- München [u.a.] Droemer Knaur, ©1980. -- ISBN 3-426-26030-1. -- S. 217 - 226]]