Wednesday, May 14, 2008

Carta de un minero (Potosí-Andalucía)

"An meine Frau Schwester Catalina Garcia, die die Frau des verstorbenen Juan Márques Canamero war, in der Stadt Ronda in Andalusien in den Königreichen von Spanien.

Potosí, den 12. Januar 1564

Frau Schwester!

Vor sechs Monaten erhielt ich zwei [Briefe] von Euer Gnaden durch einen Boten, den mir Gonçalo Franco schickte, der in der Stadt La Paz wohnt, das sind 80 Meilen von Potosí, wo ich wohne. Gott unser Herr weiß, welche Freude ich daran hatte zu erfahren, dass Ihr und die anderen [Mitglieder unserer Familie] bei guter Gesundheit seid, obwohl es mich sehr geschmerzt hat, von dem Tod einiger der Unseren zu lesen und auch über die Mühen und die Einsamkeit, die Ihr dort [in Spanien] zu erdulden habt. Aber das sind Angelegenheiten Gottes, wir schulden Ihm Dank und haben uns Seinem Willen zu fügen.

Über meine Gesundheit, Frau Schwester, kann ich Ihnen mitteilen, dass es mir, Gott sei Dank, gut geht, obwohl ich alt und müde geworden bin. Und ich bin so alt, dass man mich dort [in Spanien] nicht mehr erkennen würde, und ich bin krank, weil in diesem Land so schwierige Verhältnisse herrschen, weil die Mühen so groß sind und weil einem wenig geschenkt wird. Alles, was ich hatte, habe ich verbraucht in jenem Berg, beim Vorantreiben der Minen, in der täglichen Hoffnung, dass große Gewinne dabei herauskommen würden. Ich hoffe, dass es nun schnell passieren wird, denn ich bin kurz davor. Deshalb habe ich dieses Gebiet bis jetzt noch nicht verlassen.

Ich will die Hazienda verkaufen, um [dann] fortgehen zu können, aber ich kenne niemanden, der mir [auch] nur ein Achtel von dem [dafür] gäbe, was ich hineingesteckt habe. Und wenn ich sie dennoch verkaufe, so deshalb, um Euch zu unterstützen und die anderen, meine Brüder, und um unseren Toten etwas Gutes zu tun. Betet zu Gott, dass Er mir immer die Gesundheit dazu gebe und die Gnade, um in heiligem Dienst an Ihm und an allen zu enden.

Frau Schwester, ich sende Euch durch einen Kaufmann mit Namen Alonso Castellón, der hier ein geehrter und sehr reicher Mann ist, verheiratet in Sevilla, darum geht er jetzt von hier fort, 600 Pfund Silber, geprüft und markiert; jedes hat ein Gewicht von 450 Maravedís, das sind in kastilischen Dukaten 720. Das Silber reist in Form von zwei Silberbarren. Der eine hat die Nummer 48 und einen Feingehalt von 810 Maravedís, das Silber wiegt 601 Mark und sieben Unzen und ist 248 Pesos und 7 Tominen wert. Der andere Barren hat die Nummer 191, einen Feingehalt von 1810 Maravedís, wiegt 59¼ Mark und ist 244 Pesos wert. Diese beiden Barren haben auf der Rückseite als Markierung einige Buchstaben, die mit einem Stichel gemacht worden sind, sie bedeuten López Chito. Sie sind [zusammen also] 492 Pesos und 7 Tominen wert. Um 600 Pesos voll zu machen, fehlen [noch] 107 Pesos und ein Tomin, sie werden in einem anderen Barren des genannten Alonso Castellón folgen. Auf diese Weise schicke ich, wie ich gesagt habe, 600 Pfund, und außerdem gab ich ihm Geld für die Ausgaben, [die nötig sind, ] um das Silber nach Sevilla zu bringen.

Er [Alonso Castellón] hat eine Aufstellung von mir bei sich, die festlegt, wie das Geld verteilt werden soll, nämlich folgendermaßen:

* Es sollen 50 Messen für die Seelen unserer Eltern bestellt werden,
* 25 Messen für die Seele unseres Bruders Markus,
* weitere 25 für mich,

das sind im ganzen hundert Messen, das kostet 9 Dukaten und einen Real.

Die anderen 710 Dukaten und zehn Reales sollen folgendermaßen verteilt werden:

* Ihr sollt 215 Dukaten und zwei Reales bekommen,
* mein Bruder Alonso López Chito 175 Dukaten und zwei Reales,
* meine Schwester, Ana Gutiérrez, die Frau von Bartolomé Domínguez, weitere 175 Dukaten und zwei Reales,
* und meine Schwester Juana, die Frau von Alonso Guerra, weitere 175 Dukaten und zwei Reales.

Auf diese Weise bekommen alle gleich viel und Ihr 50 Dukaten mehr. Und wenn einer von ihnen [in der Zwischenzeit] verstorben sein sollte, soll man seinen Anteil unter seinen Kindern verteilen und für seine Seele etwas Gutes tun. Auf diese Weise sollen die 720 Dukaten, die dieses Silber wert ist, verteilt werden.

Zu dem, was Sie, Frau Schwester, erwägen, dass Sie kommen wollen, um mich zu sehen, und dass Sie es nur unterlassen haben, weil Sie kein Geld haben, dazu sage ich, dass Sie es auf keinen Fall tun sollen, weil der Weg sehr weit ist und unsagbare Mühe bedeutet. Wenn ihn Männer kaum ertragen können und unterwegs [nicht selten] sterben, um wieviel mehr [Leiden bedeutet er für] eine Frau. Aber um etwas anderes will ich Euch bitten, weil Gott mir hier eine Hazienda gegeben hat, ich aber sehr alt bin und jeden Tag erwarte, dass Gott mich zu Sich holt: Zwei meiner Neffen sollen hierher kommen, damit sie [als meine Söhne] haben und erben, was Gott mir in diesem Land gegeben hat. Ich habe viele ertragreiche Silberminen und zwei Mestizensöhne, die Gott mir geschenkt hat. Ich möchte sie [die erbetenen Neffen] als meine Testamentsvollstrecker und Erben, zusammen mit meinen Söhnen und als deren Beschützer, zurücklassen. Sie können von hier jene dort [in Spanien] jedes Jahr aus dem reichlichen Ertrag, den die Minen abwerfen, unterstützen. Ich bitte Euch dringend, dass Ihr diese Bitte erfüllt, damit nicht das verlorengeht, was ich habe, und damit sie es genießen können.

Ich schreibe auch an alle [anderen] Briefe, die zusammen mit diesem abgehen. Ihr mögt sie weiterschicken und mir von allem ausführlich berichten, denn ich ersehne Nachrichten von Euch sehr. Diesem Brief liegt ein Dokument bei, das mir Herr Alonso Castellón aufgesetzt hat, über das Silber, das er bringt. Es wird unabdingbar sein, dass jeder für sich eine Vollmacht und eine Empfangsbestätigung mit sich bringt, damit der Betreffende sie dann ihm [Alonso Castellón] aushändigen kann. Dieser Alonso Castellón hat sein Haus in Sevilla an dem Goles-Tor. Er ist dort [in Sevilla] eine bekannte Persönlichkeit, sie sollen sich mit allem an ihn wenden, und sie können ihm auch Briefe geben, damit er sie dorthin schickt, wo ich bin.

Es ist nichts anderes nötig, als dass ich sie bitte, dass sie immer der Seelen unserer Eltern gedenken mögen, für sie Gutes tun, und ich versichere, dass ich gefühlt habe, was die Vernunft forderte, zu fühlen, als ich mit diesem Brief die Nachricht von ihrem Tod erhielt. Unser Herr gebe Euch allen jene Gesundheit und Ruhe, die ich Euch wünsche und lasse Euch in Seinem heiligen Dienst enden und lasse uns uns in der Herrlichkeit wiedersehen.

Aus der kaiserlichen Stadt Potosí, in der Provinz Charcas, am 12. Januar 1564.

Es küsst Eure Hände

Cristoval López Chito."

[Übersetzung: Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche / hrsgg. von Piet C. Emmer .... -- München : Beck, ©1988. -- (Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion ; Bd. 4). -- ISBN 3406306616. -- S. 444. - 446
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